So ganz abgeschüttelt hat sie die früheren Jahre als Leiterin des Nordkap-Museums noch nicht. Dr. Luitgard Löw lächelt versonnen, ehe sie die Frage mit einer skandinavischen Redewendung beantwortet: 'Der Empfang in Hohenschwangau, das war eine Sahneschiene.' Ausgerüstet mit Brot, Käse und Bier, dem Proviant für den ersten Tag, war die Volkskundlerin und Mittelalter-Archäologin an einem Julitag 2011 im Ostallgäu angekommen – und wurde dort mit offenen Armen aufgenommen.
Auch von den Verantwortlichen des Wittelsbacher Ausgleichs Fonds (WAF), ihrem neuen Arbeitgeber. Der hielt eine besondere Herausforderung für die 52-jährige Mittelfränkin parat: Das einstige Grandhotel 'Alpenrose', damals eine wild pulsierende Großbaustelle, sollte in einigen Monaten als Museum der Bayerischen Könige neu eröffnen. Ausstellungskonzept und Exponate waren längst festgezurrt, die Organisation rund um die ambitionierte Dynastenschau jedoch nicht. Also sprang Löw ins kalte Wasser – und schwamm sich schnell frei.
Mal fordernd, mal einfühlsam: Die neue Direktorin gibt im 15-köpfigen Museumsteam konsequent den Kurs vor. 'Anfangs waren wir wie die Hühner, jetzt hat sich alles wunderbar eingespielt.' Löw spricht von einer schlagkräftigen Truppe, fast einer Familie, die den Besuchern aus aller Herren Länder die über 800-jährige Geschichte der bayerischen Herrscher vermittelt – in einer edlen Symbiose aus Rahmen und Inhalt.
Eingebettet zwischen Alpsee und Schloss Hohenschwangau, will das Museum von den Besucherströmen rund um die Königsschlösser profitieren. 'Doch das braucht Geduld', betont die Direktorin. Nach den starken Anfangsmonaten folgte eine lange Winterflaute. Seit Ostern geht die Nachfrage wieder steil nach oben. Auch im angeschlossenen Restaurant, das Gästen Speisen aus königlichen Kochbüchern bietet.
Ein Hotel mit einem Dutzend Suiten soll mittelfristig folgen. Zahlen jedoch will Löw noch nicht nennen. 'Das können wir frühestens, wenn wir das erste Jahr hinter uns haben.' Zumal es beim Museum der Bayerischen Könige nicht um Masse gehe. 'Wir schleusen hier niemanden am Fließband durch.' Derart reduziert sind auch die Exponate zu sehen: Ausgewählte Stücke wie der Prunkmantel Ludwigs oder ein prächtiger Tafelaufsatz sollen Herrschergeschichte lebendig machen.
Bevor sich die Türen öffnen, geht Luitgard Löw jeden Morgen durch die Räume und atmet Atmosphäre. 'Die Faszination hat sich noch nicht abgenutzt', sagt sie. Weder für den 'genius loci' der historischen Stätte, noch für die königliche Familie.
'Natürlich leben wir heute vom Mythos Ludwigs mit all seinen Facetten', sagt die 52-Jährige. Doch das allein greife zu kurz. Schließlich hätten auch die übrigen Wittelsbacher Markantes zu bieten – bis hin zum 20. Jahrhundert, das etliche Familienmitglieder in die Konzentrationslager der Nazis führte. Das alles soll jetzt verstärkt Schulklassen, aber auch asiatischen Reisegruppen vermittelt werden. Letztere haben bei ihren Schlossbesuchen bislang kaum Luft für einen Abstecher ins Museum. Das soll sich ändern – 'und zwar bald', sagt Löw. Und das klingt richtig ungeduldig.