Von Tobias Schumacher, Kaufbeuren/Marktoberdorf Wer einen der Wirtschaftsjunioren zum Tennispartner hat, der darf nicht böse sein, wenn in den nächsten Tagen oder Wochen ein verabredetes Kräftemessen auf der roten Asche platzt. Der oder die Versetzte sollte sich vielmehr freuen, dass der Sportskamerad tatsächlich einmal etwas für die Gesundheit tut. Schuld daran wird Adi Luger sein, ehemals Mitglied und seit 1990 Cheftrainer des deutschen Kaders für militärischen Fünfkampf sowie Diplom-Sportlehrer an der bayerischen Sparkassenakademie in Landshut. Auf Einladung von Hubert Weikmann, Leiter der Firmenkundenabteilung bei der Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren, referierte Luger vor den Wirtschaftsjunioren Kaufbeuren-Ostallgäu über eine 'Strategie für Führungskräfte zur Erhaltung und Steigerung der körperlichen und mentalen Fitness als unternehmerische Erfolgsfaktoren'. Zu Beginn die Warnung: Tennis sei für Untrainierte ab dem 40. Lebensjahr - und dieser Altersklasse gehört die Mehrzahl der Wirtschaftsjunioren an, wie deren Sprecher Rainer Kuisel anmerkte - ein denkbar schlechter Sport. 'Linien, Netz, ein Ball, den ich gerade noch erwische' stachelten zu Ehrgeiz an, erläuterte Luger, den der Körper eines Wochenendsportlers oft nicht mehr verkrafte. 'Wenn Sie statistisch heute einen Herzinfarkt erleiden wollen und über 45 sind, müssen Sie auf den Tennisplatz gehen', dramatisierte Luger. Er wählte Vergleiche mit dem Automobil, um die körperliche Verfassung vieler Unternehmer, aber auch des heutigen Wohlstandsmenschen an sich zu verdeutlichen. So reagiere das menschliche Herz-Kreislauf-System beim Abstoppen im Tennis vergleichbar mit einem Motor 'im fünften Gang auf der Autobahn, wenn ich die Kupplung durchtrete und trotzdem auf dem Gas bleibe.' Zitat Viele sitzen lebenslänglich, ohne je dazu verurteilt worden zu sein.} Adi Luger über die Bewegungslosigkeit im heutigen Berufsleben. Davon abgeleitet richtete Luger die Frage an die Wirtschaftsjunioren: 'Wie kann ich auf Dauer Gas geben?' Er erinnerte an den 'genetisch bedingten Bewegungsdrang', der dem Menschen eigentlich gegeben sei. Doch bereits der Leistungsdruck im Schulsport und erst recht das spätere Berufsleben nähmen hieran den Spaß. So 'sitzt der durchschnittliche Mitteleuropäer täglich neun bis zehn Stunden', sagte Luger. Sein Appell: 'Die biologischen Systeme funktionieren lassen'. Garniert mit anatomischen Details zu Herz- oder Skelettmuskeln, Bandscheibenschäden und richtiger Körperhaltung sowie Einblicken in den menschlichen Stoffwechsel plädierte der Sportlehrer für 'angemessene Bewegung in Ausmaß und Funktion', für eine 'abgestimmte Regeneration', was Inhalt und Zeitpunkt betrifft, und eine in Qualität und Quantität ausgewogene Ernährung.
'180 Schläge minus Lebensalter' Wer sich sportlich betätigen wolle, solle 'länger als 25 Minuten, aber nicht länger als eine Stunde alle zwei bis drei Tage trainieren'. Nur Sportarten, die mehr als ein Sechstel der menschlichen Muskulatur fordere, steigerten auf Dauer die Fitness. Oberstes Gebot: den eigenen Puls beobachten nach der Faustregel '180 Schläge minus Lebensalter'. Für Untrainierte sei das nicht immer einfach, gestand Adi Luger. Von den rund 50 Wirtschaftsjunioren gaben lediglich drei an, dass der Schulsport sie zu lebenslangem Sporteln animiert habe. Ihnen, aber auch dem Rest der Zuhörer, empfahl der prominente Referent Skilanglauf als 'idealen Sport', daneben Rudern ('Aufpassen auf die Wirbelsäule') und Schwimmen, 'am besten Rückenkraul'.