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Morsche Knochen lagen

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Morsche Knochen lagen

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    über 1300 Jahre im Boden Skelette im Residenzhof Relikt des mittelalterlichen Klosters Kempten (raf). Bislang waren es nur Vermutungen, jetzt hat es die Stadtarchäologie schwarz auf weiß: Die Knochen, die vor einem Jahr bei Erdarbeiten im östlichen Innenhof der Residenz zutage kamen, stammen aus dem frühen Mittelalter. Skelett eins wurde ums Jahr 660, Skelett zwei um 895 bestattet. Für Stadtarchäologe Dr. Gerhard Weber ist dies 'unzweifelhafter Beweis' dafür, dass das Areal bereits vor der Klostergründung im Jahr 752 besiedelt war. Denkbar ist sogar, dass im Bereich der Lorenz-Basilika seit der Römerzeit kontinuierlich Menschen lebten.

    Wo befand sich das früheste Kloster Kempten ­ in der heutigen Altstadt nahe der St.-Mang-Kirche oder im Umfeld der St.-Lorenz-Basilika? Die jüngsten Untersuchungen im Residenzhof untermauern ganz klar die Stiftsstadt-Variante. Denn zusammen mit anderen Residenz-Funden aus der Zeit um 700 (ein Langschwert und ein 1911 freigelegtes Nobel-Grab aus Tuffplatten) sind die jüngst freigelegten Skelette der älteste Beleg nachrömischer Besiedlung in Kempten. Für St. Mang spricht dagegen einzig der Fund eines Flechtwerksteines aus dem späten 8. Jahrhundert. Skelette oder andere Funde aus dieser Zeit fehlen.

    'Über Ausmaß und genaues Alter des Gräberfeldes nahe St. Lorenz lässt sich nur spekulieren', betont Stadtarchäologe Dr. Weber. Realistisch sei jedoch, dass das Bestattungsareal bereits in der Zeit der Völkerwanderung, also weit vor Beginn der Christianisierung in Kempten (ab 740), angelegt wurde. Spuren von Wohngebäuden seien aus dieser Zeit allerdings kaum zu finden: 'Am Anfang wurde dort vermutlich nur in Holz gebaut.' Weil im Umfeld von Residenz und Basilika immer wieder römische Kleinfunde zutage kamen, will Weber eine durchgehende Besiedlung des Areals seit der Antike nicht ausschließen. Die Kohlenstoff-Analyse belegte es: Die 2001 im Residenzhof entdeckten Skelette sind bis zu 1340 Jahre alt. Archiv-Foto: Markus Raffler

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