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Moorbäder helfen gegen Rheumaplage

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Moorbäder helfen gegen Rheumaplage

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    Einige Anlagen bis in den Herbst hinein geöffnet Von Veronika Krull Oberallgäu. O schaurig ists übers Moor zu gehn , beschrieb einst die westfälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff die schrecklichen Erlebnisse eines Knaben im Moor. Wenn heute ausgelassene Allgäuer Buben im Hochmoor zu Oberjoch herumstapfen, dann ist das eine Riesengaudi: Bis zum Bauch im schwarzen Matsch versinken, den Kameraden mit Dreck bewerfen und keine Mutter, die nachher schimpft. Denn der Schlamm ist im angrenzenden Moor-Schwimmbad schnell wieder abgespült. Freibäder, in denen man nicht durch das klare Wasser bis auf den Beckengrund sehen kann, sondern in braune Brühe taucht, gibt es einige im Oberallgäu wie etwa in Oberstdorf, im Ortsteil Reichenbach oder eben in Oberjoch. Und nicht nur Kinder haben ihren Spaß, in den undurchsichtigen Fluten zu planschen. Auch Erwachsene durchpflügen gern das Moorwasser, um sich anschließend die Sonne auf den abgespülten und eingecremten Pelz brennen zu lassen. Moore und Moorbäder nur der Anlass für fröhliche Schlammschlachten? Oder steckt mehr dahinter? Dr.

    Josef Martin Fiedermutz, Allgemeinmediziner in Bad Hindelang, fällt die Antwort nicht schwer. Er betreibt eine Praxis im Prinz-Luitpold-Bad, wo die heilende Wirkung des Moores bereits seit über 100 Jahren bekannt ist und in Form von Packungen und Bädern verabreicht wird. Moortherapien, erklärt Fiedermutz, sind besonders bei rheumatischen Erkrankungen angezeigt. Denn die Wirkstoffe Huminsäuren und Gerbstoffe können zur Regeneration von Knorpelgeweben beitragen. Die Huminsäure, die durch die Zersetzung von Pflanzen entsteht, wird über die Haut aufgenommen und über die Blutbahnen zu den abgenutzten Knorpeln transportiert. Heilende Säuren Je wärmer die Packung oder das Bad, erläutert der Experte, desto schneller die Wirkung: Denn die Wärme öffnet die Poren und fördert die Durchblutung. Trotzdem dauere es manchmal bis zu 18 Stunden, ehe die heilenden Säuren bis zum Gelenk vorgedrungen seien. Mindestes ein bis zwei Stunden solle der Patient nach der Anwendung ruhen, empfiehlt Fiedermutz. Wenn er danach direkt einen Berg erklimme, schwitze er nämlich die wertvollen Wirkstoffe umgehend wieder aus. Wer sich also im Hochsommer in warmen Moorfluten tummelt und sich danach auf die faule Haut legt, tut auf jeden Fall was für seine Gesundheit. Auch wenn Moorwasser, so der Bad Hindelanger Mediziner, nicht ganz so wirksam sei wie eine Moorpackung, die am besten noch aus fünf bis sechs Metern Tiefe stammen sollte. Das Moordbad Oberstdorf ist noch bis 15. September geöffnet, das Reichenbacher solange die Temperaturen mitspielen und das Oberjöchler bis Ende Oktober.

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