Von Ferne wirken sie wie Spielzeugsoldaten und auch aus der Nähe sehen die Burschen der Tänzelfest-Knabenkapelle in ihren blau-weißen Fantasieuniformen nicht wie echte Krieger aus. Doch wenn die üppig besetzte Bläser-Big-Band loslegt, müssen sich auch gestandene Militärkapellen in acht nehmen, nicht an die Wand gespielt zu werden. Ihr Können bewiesen die zwölf bis 18 Jahre jungen Musiker wiederum bei ihrem Frühjahrskonzert im Kaufbeurer Stadtsaal. Dabei stellen sie auch ihre nagelneue CD "Buron No. 2" vor (wir berichteten).
Ein ungewöhnliches Comeback bei diesem Frühjahrskonzert feierte ein Ex-Klarinettist des Blasorchesters: Oberbürgermeister Stefan Bosse gab den Conférencier des Abends - wie zuletzt vor 26 Jahren bei den Auftritten der Tanzelfest-Knabenkapelle. Die Frage, ob die Kapelle schon zu Bosses Zeiten spieltechnisch so stark war wie beim aktuellen Konzert, muss an dieser Stelle glücklicherweise nicht beantwortet werden. Fest steht aber, dass die Burschen von heute die Latte für Laienmusiker außergewöhnlich hoch hängen. Was Dirigent Thomas Lang aus diesem übergroßen Blasorchester qualitativ herausholt, ist auch für verwöhnte Ohren ein Genuss.
Dies gilt nicht nur für die Paradedisziplin der Kapelle, die druckvollen, schmissigen Märsche. Auch bei komplexen Samba-Kompositionen und sinfonischen Werken, die eine behutsame Intonation erfordern, behalten die Burschen die Übersicht. Wie Lang die spielfreudigen Jungmusiker dabei in Zaum hält, bleibt sein Geheimnis, aber es klappt überraschend gut. Absolut verdient deshalb der extra große Applaus für die beiden Filmmusiktitel: Maurice Jarres "Lawrence of Arabia" und der "Sister Act"-Ohrwurm "I will follow him". Dass die Big Band knallige Attacken und riesige Dynamiksprünge nur so aus dem Ärmel schüttelt, ist bei der üppigen Mehrfachbesetzung aller Blasinstrumente zwar nicht überraschend, aber immer wieder beeindruckend.
Nicht fehlen durften beim Frühjahrskonzert der "Kaufbeurer Jubiläumsmarsch" von Karl de Vorschée. Für eine Überraschung und bewegende Momente sorgte die Knabenkapelle aber beim zweiten Pflichtstück, dem bekannten "Zapfenstreich" von Ludwig Hahn. Die von Thomas Lang neu arrangierte Komposition unterscheidet sich im Tempo deutlich von der üblichen Version und wurde zum Ende des Konzerts vorgestellt. Wie gut der Musikstudent den Geschmack der Kaufbeurer dabei getroffen haben muss, zeigte die Reaktion des Publikums: Noch während der Hymne standen alle gemeinsam von ihren Sitzen auf.
Die neue CD "Buron No. 2" der Tänzelfest-Knabenkapelle ist ab sofort im Tänzelfestbüro und bei der Tourist-Information der Stadt im Rathaus-Altbau erhältlich.