Von Stefan Heiligensetzer Oberstdorf - Es ist kein Geheimnis mehr, dass die Schutzhütten der Alpen heutzutage moderne Unterkunfts- und Gastronomiebetriebe sind, die oft höchsten Umweltanforderungen genügen. Die Mindelheimer Hütte in den Allgäuer Alpen ist eine der Vorreiterinnen bei dieser Entwicklung. Als Jochen Krupinski und seine Frau Centa im Jahre 1977 die Mindelheimer Hütte übernahmen, war sie eine kleine und einfache Berghütte mit Gas- und Petroleumlicht und wenig Besuchern. Mit dem Bekanntwerden des Mindelheimer Klettersteigs habe sich dies aber schlagartig geändert, sagt Jochen Krupinski. Klettersteige waren der Renner und die Mindelheimer Hütte plötzlich attraktiv. Dringend notwendig wurden die Renovierung von Küche und Toiletten. Damit begann der nun fast schon dreißig Jahre währende Weg vom Berghüttchen zum modernen Hüttenbetrieb mit Umweltsiegel. Die Regie führte dabei immer der Hüttenwirt selbst. Es habe mit der Müllflut begonnen. Er sei es leid gewesen, Zuckerpapierchen und Milchtütchen aus Einwegverpackungen rund um die Hütte einzusammeln. Kurzerhand stellte er auf unverpackte Ware um und die zu Tal wandernden Müllberge wurden sichtlich kleiner. Als nächstes wechselte Krupinski konsequent auf Allgäuer Produkte. So wird schon seit den frühen achtziger Jahren auf der Mindelheimer Hütte nur Allgäuer Fleisch aus kontrollierter Schlachtung verzehrt und Allgäuer Bier getrunken. Auch alle weiteren Entwicklungen tragen eindeutig die Handschrift des Multitalents Krupinski. Das erste große Projekt, der Bau einer Kläranlage, stand 1992 an, nachdem die Umweltauflagen dies verlangten. Da hätten keinerlei Erfahrungen bestanden. Was also bauen? Bei einem Abwasseringenieur habe er sich schlau gemacht und sich an vielen weiteren Stellen informiert. Dann habe er die Anlage selbst entwickelt. Sie funktioniere super und das Konzept sei inzwischen mehrmals wieder angewandt worden, erzählt Krupinski stolz. Seine Ideen entstehen immer aus der Not.
Dass er es dabei immer gleich ganz perfekt und modern macht und somit eine alpine Vorreiterrolle einnimmt, liegt in seiner Natur. Nachdem das Abwasser kein Problem mehr war, kamen Schwierigkeiten beim Trink- und Brauchwasser dazu. Die heißen Sommer der neunziger Jahre ließen das Schneefeld als zuverlässigen Wasserlieferant zusehends dahin schmelzen. 1993 war dann erstmals mitten in der Saison das Wasser aus und musste aus dem Tal hergeschafft werden. Für die Gäste gab es kein Waschwasser mehr. Die wurden an den Bach verwiesen. Wieder war Kreativität gefragt. Zudem trat eine neue EU-Verordnung für Wasser in Kraft. Aber mit Chlor versetzen, das widerstrebte dem Hüttenwirt. Und so entstand eine Wasserversorgung, die Brauchwasser über Oberflächen- und Regenwasser und Trinkwasser aus zwei Quellen gewinnt. Gereinigt wird das Wasser schonend mit UV-Bestrahlung ohne jegliche Zusätze. Ein 'äußerst umweltschonendes' Verfahren mit niedrigen Betriebskosten, sofortigen Resultaten, sagt Krupinski. Natürlich kann eine moderne Berghütte auf Dauer nicht mit Petroleumlicht betrieben werden. Und so kam schon früh ein Stromaggregat, ergänzt durch Akkus für eine nächtliche Notlichtanlage. Damit die Gäste nachts die Treppen nicht mehr rauf und runter fliegen, so der Wirt. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut installierte er 1987 die größte Photovoltaikanlage auf über 2000 m Höhe. Inzwischen ergänzt ein mit Pflanzenöl betriebenes Blockheizkraftwerk die Energieversorgung und macht die Hütte unabhängig von fossilen Energien. Ist somit alles getan? Nein, erklärt Jochen Krupinski, fertig sei man nie. Schließlich entwickle sich Technologie weiter, da müsse man Schritt halten. Somit schließt sich diesen Herbst wieder der Kreis. Küche und Sanitäranlagen der mit vielen Umweltpreisen ausgezeichneten Hütte werden renoviert.