Anna schwitzt. Ihre Muskeln, ihr ganzer Körper tut weh. Die zierliche junge Frau ist umringt von großen muskulösen Football-Spielern der Allgäu Comets und gibt sich Mühe, beim Training mitzuhalten. Das Training ist Teil ihrer Aufgabe beim Duell gegen ihren Kollegen Seb (36).
Anna ist Radio-Moderatorin bei facebook-Seite von Radio Galaxy Kempten können die Hörer das Duell in Videos mitverfolgen.
"Joko und Klaas - Das Duell um die Welt", "Mein bester Feind", "Dein schönster Alptraum": Fernsehsendungen, in denen Menschen sich gegenseitig mehr oder weniger unangenehme Aufgaben stellen. Mutproben der modernen Art, unterhaltsam verpackt. Warum schauen die Menschen gerne zu, wenn sich andere quälen müssen? Was macht die Faszination dieser Duelle aus? Vor allem junge Menschen nehmen den Hype gerne an und stellen sich gegenseitig Aufgaben.
David Yeow (37), Programmchef bei allgäu tv und seit rund 14 Jahren Medienprofi, beobachtet diesen Trend ganz genau. "Grundsätzlich ist dieses Format, dass Protagonisten im Radio und TV irgendwelche Aufgaben lösen müssen, die ihnen gestellt werden, nichts Neues. Wir hatten das schon Anfang der 2000er ganz extrem mit der MTV-Sendung Jackass, wo sich professionelle Stuntmen gegenseitig wirklich fiese Aufgaben gestellt haben. Das ist ein Konzept, das schon immer funktioniert."
Die Tatsache, dass Jugendliche die Aufgaben von Joko und Klaas nachzuahmen versuchen, ist in seinen Augen "schon über dem Punkt, dass man sagen kann, das ist nicht mehr wirklich jugendfrei." Das "Duell um die Welt" habe bereits eine Rüge von der Kommission für den Jugend-Medienschutz bekommen. "Wenn sich da der eine den Mund zunähen lässt, dann ist das natürlich schon grenzwertig."
Die Aufgaben im "Duell" bei Radio Galaxy hält er dagegen für unproblematisch. Eher harmlos, aber dennoch unterhaltsam. "Da riskiert keiner seine Gesundheit oder sein Leben." Dafür habe der Zuhörer den Mehrwert, dass er die Moderatoren nochmal ganz anders kennenlernt, auf einer viel persönlicheren und sympathischeren Ebene. Im Falle der härteren Aufgeben von "Jackass" und "Joko und Klaas" sieht er auch die Eltern in der Pflicht, so weit das in der heutigen Medienlandschaft möglich ist, ihren Kindern zu vermitteln, "dass gewisse Dinge auch eine Grenze haben und dass man die nicht überschreiten sollte."
Eine große Rolle spielt seiner Meinung nach das Medium Internet. So werde im Vergleich zu früher ein viel größeres Publikum erreicht. Mit dem Handy können die Jugendlichen heutzutage ihre eigenen von den Fernsehsendungen inspirierten Mutproben selbst filmen und dann über Kanäle wie Youtube veröffentlichen - ein zusätzlicher großer Anreiz für besonders außergewöhnliche und teils auch gefährliche Mutproben. Dadurch seien die Gefahren und die Risikobereitschaft heutzutage ein stückweit größer als früher.
Anna ist sich sicher, dass sie ihre Aufgabe meistert. Ehrensache. Auch wenn Footballtraining für Untrainierte eine echte Herausforderung ist. Schließlich hatte Seb in der Woche zuvor seine Aufgabe (eine Woche lang nur Döner essen) ebenfalls geschafft. Der Reiz für die Hörer und Fans liegt allerdings darin, dass so eine Aufgabe auch mal schiefgehen kann. "Wenn jemand sich so richtig schön blamiert, da kann man einfach herzhaft drüber lachen", meint Anna. Ein Spaß mit Grenzen. "Bei mir ist es die Höhe. Aus einem Flugzeug springen würde ich nicht."
Ihr Kollege Seb hat ebenfalls seine persönlichen No-Gos. Der 36-Jährige würde sich nicht wegen einer Aufgabe tätowieren oder piercen lassen. Ansonsten sieht er das "Duell", die Tatsache, dass er sich selbst öffentlich der Blamage preisgibt, vor allem professionell. "Man weiß ja auch, dass das ein bisschen Berufsrisiko ist und spartenspezifisch von einem gefordert wird." Dass da dann auch mal das Privatleben betroffen ist, ist für den Radiomoderator völlig in Ordnung. Schließlich heißt: "Eine Woche nur Döner essen", dass es eben zuhause in den eigenen vier Wänden ebenso gilt wie am Mischpult im Studio. "Das ist man dann den Zuhörern und den Kollegen schuldig, das konsequent durchzuziehen."
So sieht das auch Anna. Die nächste Herausforderung für Seb hat sie schon vorbereitet. Die Aufgabe wird fies - aber sympathisch.