Musica-Sacra-Konzert in Wildpoldsried berührt die Zuhörer trotz fremder Sprache. Von unserer Mitarbeiterin irmtraud Brunk Wildpoldsried Gesänge aus der jüdischen Synagoge und geistliche Lieder im russisch-orthodoxen Ritus begegneten sich beim Konzert in der Wildpoldsrieder Kirche St. Georg, das im Rahmen des Festivals 'Musica Sacra International' mit organisatorischer Hilfe des Männerchors Wildpoldsried stattfand.
Die Besonderheit dieses Konzertes, das von Kantor François Lilienfeld aus Narbonne, dem aus Marktoberdorf stammenden Organisten Axel Flierl und dem Vokalensemble 'Anima' aus St. Petersburg gestaltet wurde, hatte einen sehr großen Zuhörerkreis angelockt.
Unterstützt durch die gute Akustik des Kirchenraums entstand durch Schönheit und Tiefe der Vokalmusik eine verinnerlichte spirituelle Atmosphäre. Kantor Lilienfeld hatte seine Programm vorwiegend dem jüdischen Komponisten Louis Lewandowski gewidmet, der 1840 in Berlin als erster Chorleiter einer Synagoge berufen worden war. Er war es auch, der die Orgel in den jüdischen Gottesdienst einführte.
Harmonie-Bewegung
Alex Flierl fügte zwei kurze Orgelstücke von Lewandowski zwischen die Gesänge des Kantors, den er in der Harmoniebewegung begleitete, nachdem er mit der mitreißend konzertanten Toccata in F-Dur von Johann Sebastian Bach den Abend eröffnet hatte.
Mit seiner weich schwingenden Stimme, ruhig und ohne artifizielle Effekte, trug Lilienfeld vertonte Psalmen und Gebete vor, neben Vertonungen Lewandowskis auch solche aus chassidischer Tradition, deren sehnsüchtige Bitte um Hilfe und Leitung Gottes trotz der fremden Sprache ihren Weg direkt ins Herz fanden.
Wie bei ihrem Auftritt zwei Abend zuvor in Kempten, beeindruckten die sechs Mitglieder des Vokalensembles 'Anima' aus Russland auch in Wildpoldsried wieder durch die Ausdruckskraft ihrer Stimmen, die es an Volumen mit einem mittleren Chor aufnehmen könnten, wobei zwischen tiefen Bässen und Countertenor (Altus) ein Tonumfang bewältigt wird, der diesem Ensemble seine besondere Eigenart verschafft.
'Anima' sang Vertonungen geistlicher Texte vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert, die durch Kompositionen von Strawinsky und Rachmaninoff auch in das 20. Jahrhundert hineinreichten. Auch mit dieser Musik gab es keine Verständigungsschwierigkeiten.
Leise schwebendes Piano
Vom leise schwebenden Piano der Bitte um Erlösung bis zum brausenden Gotteslob lassen sich diese Geänge emotional aufnehmen, in diesem Falle in ihrer Wirkung noch unterstützt durch die exquisite A-cappella-Kultur und den satten Wohlklang der Stimmen. Lang und begeistert klang der Schlussbeifall, für den sich 'Anima' mit zwei Zugaben bedankte.