Von Karl-Heinz Wick|KemptenGut zwei Monate ist es her, seit Christian Abt zum letzten Mal als aktiver Rennfahrer aus seinem DTM-Audi des 'Playboy'-Teams stieg. Am Hockenheimring, beim letzten Saisonrennen des Deutschen Tourenwagen Masters endete die Karriere des 40-jährigen Kempteners, die vor rund 25 Jahren bei Motocross-Rennen im Allgäu begonnen hatte. Allerdings - so verrät Christian Abt im Gespräch - heißt das nicht, dass er nie wieder in einen Rennwagen steigen wird. Im Gegenteil: Vollgas geben will der Kemptener (hauptberuflich Geschäftsführer von Abt Sportsline), weiterhin. Sei es sportlicher, beruflicher oder vielleicht sogar politischer Natur.Abt: Zu unserem Job gehört die Show, man muss sich entsprechend vermarkten, wenn man im Gespräch bleiben will. Und dass ich nicht gerade hässliche Freundinnen hatte, dafür kann ich ja nichts. Und zugegeben: Die Zusammenarbeit mit dem 'Playboy'-Team hat mordsmäßigen Spaß gemacht. Klar hab’ ich mir deswegen in Kempten einiges anhören müssen, aber in Deutschland ist es doch so: Neid ist die größte Anerkennung. Und wird nicht mehr über dich gesprochen, bist du nicht mehr interessant. Wichtig ist für mich nur, dass meine Freundin hinter mir steht. Das ist einfach eine Vertrauensgeschichte, gerade wenn man so viel unterwegs ist. Bei uns stimmt das Vertrauen.
Herr Abt, wie haben Sie die vergangene zwei Monate als DTM-Rentner verbracht? Christian Abt: Langweilig ist es mir auf jeden Fall nicht geworden. Zum Nachdenken bin ich eigentlich kaum gekommen. Es gab einiges zu tun, und erstaunlicherweise hatten die Projekte alle weiterhin irgendwie mit Rennsport zu tun.
Zählen Sie mal auf.
Abt: Also zunächst war ich mal für eine Woche in der Wüste von Tunesien. Da habe ich mich als Rallye-Fahrer versucht. Dann habe ich mich mit dem Thema GT-Rennen beschäftigt, bin mit einem Aston Martin auf dem Nürburgring gefahren und habe mir vorgenommen, für die GT-Europa- und Weltmeisterschaft ein gutes Auto zu entwickeln. Außerdem war ich für Audi eine Woche in Spanien, um mit Talenten zu arbeiten, die demnächst in der DTM fahren sollen. Das alles werde ich 2008 fortführen. Dazu will ich im Mai das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring fahren und mich um meinen Neffen Daniel kümmern, der heuer seine erste Rennserie im ADAC Masters bestreitet.
Das klingt nach einem gewaltigen Pensum. Fangen wir mal mit der Rallye-Geschichte an. Werden Sie eines Tages die 'Dakar' fahren?
Abt: Möglicherweise. Die Woche in der Wüste, wo ich auf Einladung von VW einen Race-Touareg testen durfte, hat jedenfalls Riesenspaß gemacht. Da hat man erst einmal gesehen, was die Jungs und Mädels in den Rallye-Autos leisten. Das ist eine körperliche Anstrengung vergleichbar mit einem DTM-Rennen - allerdings sechs Stunden lang und mehrere Tage hintereinander. Eine Herausforderung wäre die 'Dakar' mit Sicherheit. Aber jetzt hat erst mal die GT-Sache Priorität.
Wir sind gespannt
Abt: Na ja, ich habe ja schon alles mögliche gewonnen, aber noch keine EM oder WM. Die Chance würde sich in der GT-Serie, wo auch Rennen in Amerika gefahren werden, bieten. Wobei ich noch nicht weiß, ob ich selber fahren werde. Da werde ich mich wohl erst Ende des Jahres entscheiden. Ich will aber 2008 definitiv ein Auto entwickeln, einen Audi oder Lamborghini, das dann 2009 konkurrenzfähig ist.
Die Stadt Kempten hat mir viel gegeben.
Fehlt noch die Ausbildung des DTM-Nachwuchses.
Abt: Das hat sich so ergeben. Wir haben ja schon früher bei Abt Sportsline die Autos für ADAC-Cups aufgebaut und auch die Fahrer dafür gesichtet. Jetzt ist am 31. Dezember mein Rennfahrervertrag mit Audi ausgelaufen, der in einer Art Beratervertrag fortgeführt wird. Und weil es mir schon immer Spaß gemacht hat, meine Erfahrungen weiterzugeben, kümmere ich mich künftig halt um die möglichen DTM-Piloten für Audi. Es ist einfach interessant zu beobachten, was Leute, die 20 Jahre jünger sind als du, aus dem machen, was du ihnen aus deinem eigenen Gelernten weitergibst. Während der Woche in Spanien mit den vier Mädels und den drei Jungs hat man schon gesehen, dass da Riesentalente dabei sind. Drei davon kriegen ein Audi-Cockpit für die kommende DTM-Saison. Bei den Rennen werde ich übrigens auch dabei sein.
Da wird man Sie heuer vermutlich in Ihrer Firma in Kempten eher selten antreffen?
Abt: Das würde ich so nicht sagen. Zwar ist mein Bruder Hans-Jürgen der Chef und derjenige, der die Firma nach außen repräsentiert, aber mir obliegt der technische Bereich. Das heißt, wir entwickeln die neuen Audi-Modelle weiter. Und da gab es gerade in jüngerer Zeit mit dem R 8, dem A 5 oder dem neuen A 4 jede Menge zu tun.
Damit nicht genug - für die Stadtratswahl im Frühjahr tauchen Sie auf der Liste der Kemptener CSU auf. Wie das?
Abt: Ganz einfach. Bürgermeister Josef Mayr hat mich angesprochen, ob ich mitmachen will, und ich hab’ ja gesagt. Die Stadt Kempten hat mir viel gegeben, vielleicht kann ich was zurückgeben. Mein verstorbener Vater Johann Abt war ja früher auch im Stadtrat, und mein Bruder Hans-Jürgen hat auch schon mal kandidiert. Mal schauen, was bei mir rauskommt.
Und wie sehen Ihre politischen Ziele aus?
Abt: Auch in diesem Bereich will ich mich vor allem um junge Menschen kümmern. In erster Linie um solche, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Ich stelle mir vor, die Philosophie unserer Firma in Kempten weiter zu verbreiten und Jugendlichen eine gute Ausbildung in modernen Betrieben zu vermitteln. Wir stellen zum Beispiel auch Lehrlinge ohne Hauptschulabschluss ein, wenn wir sie uns vorher angeschaut haben und ihnen die Chance gegeben haben, sich bei uns zu bewähren. Ich will damit sagen, es kommt nicht immer nur auf die Noten an.
Sie scheinen Ihr neues Leben ja mit Vollgas anzugeben. Auch privat? Wann wird geheiratet?
Abt: Wir diskutieren. Vielleicht klappt das ja heuer auch noch. Auf jeden Fall ist meine Freundin Sandra, die mich seit Jahren voll unterstützt, genau die richtige Frau zum Heiraten. Es ist schwierig, eine solche Frau zu finden, gerade im Rennsport-Metier.
Es ist doch so: Neid ist die größte Anerkennung
Besonders mit Ihrem Image. Sie gelten ja nicht gerade als Frauen-Verächter. Sie waren mit einem Playmate liiert und sind in den vergangenen Jahren für das 'Playboy'-Team gefahren
Aus einer früheren Beziehung haben Sie eine Tochter. Hat sie denn Renn-Ambitionen?
Abt: Eher nicht. Nina ist 16 und geht in die 10. Klasse am Gymnasium in Hohenschwangau. Da hat die Schule Vorrang. Aber sie hat schon Interesse bekundet, vielleicht mal im Polo-Cup mitzufahren.
Wie haben Sie Weihnachten verbracht?
Abt: Ganz ruhig mit der Familie. Das waren und sind jetzt so die ersten Tage, wo ich mal richtig Zeit finde zum Entspannen und Ski fahren. Aber am 7. Januar geht es dann wieder mit Vollgas weiter.
Wie lauten Ihre persönlichen Wünsche für 2008?
Abt: Gesundheit, stetiges Wachstum der Firma, dass der Rennsport-Einstieg bei meinem Neffen funktioniert, ein gutes GT-Auto bauen und die Titelverteidigung mit Abt Sportsline in der DTM.