Die Verkehrssituation im Ort bewegt seit Monaten die Gemüter in Wertach und so kam das Thema auch bei der Mobilen Redaktion des Allgäuer Anzeigeblatts auf. Petra Heinle zum Beispiel ärgert sich darüber, dass viele Verkehrsteilnehmer in der Langgasse deutlich zu schnell führen: "80 Prozent fahren über 50", so Heinle. Vor allem der Berufsverkehr sei ein Problem, aber auch "Hunderte von Motorrädern" würden sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Gerade für Kinder - es befinden sich dort auch Bushaltestellen - sei die Situation gefährlich. Heinle: "Man muss überlegen, ob man den Luxus der Durchgangsstraße aufrecht erhält. Viele passen nicht auf." Zum Hintergrund: Drei Monate lang hatten die Wertacher in einer Testphase eine Zone 30 im gesamten Ortskern ausprobiert - mit rechts vor links und Tempo 30 (wir berichteten ausführlich). Nach einer Bürgerinformation, bei der kontrovers darüber diskutiert wurde, entschied der Gemeinderat nach Ablauf dieser Probephase im November, die Hauptachse Grüntenseestraße - Langgasse vorfahrtsberechtigt zu machen, den Rest des Ortszentrums aber als Zone 30 (mit rechts vor links) zu belassen. Auch auf der Vorfahrtsstraße gilt Tempo 30.
Bürgermeister Eberhard Jehle stellte klar, dass er selbst gern die Probephase noch länger ausgedehnt hätte und die Zone 30 als große Chance gesehen habe, den Ort zu beruhigen. Jehle: "Aber der Druck war zu groß." Auf einer Vorfahrtsstraße dürfe man generell 50 km/h fahren, es sei lediglich möglich, auf einem kurzen Teilbereich ein Tempolimit von 30 aufrecht zu erhalten. Dass auf einer Vorfahrtsstraße dieses Limit nicht eingehalten werde, wundere ihn nicht. Es gebe in den Köpfen der Verkehrsteilnehmer eben ein Unterschied zwischen "ich muss aufpassen" oder "ich habe Vorfahrt".
Volkmar Lipp bedauerte, dass es jetzt mehr Unsicherheit gebe als während der Probephase. Denn da hätten die Autofahrer Obacht gegeben und jeder habe gewusst, wie schnell er fahren darf. "Jetzt gibt es kein Tempo 30, die meisten fahren zwischen 50 und 70", so Lipp. Und die Rechts vor links-Regelung interessiere auch die Wenigsten.
Bürgermeister Jehle erklärte abschließend, dass das Thema noch nicht endgültig vom Tisch sei und der Bürger-Arbeitskreis "Verkehr" sich weiterhin damit befasse. Man werde die Sache beizeiten auch im Gemeinderat wieder aufgreifen. Eines ist für den Rathauschef aber klar: "Es wird nicht einfach."