Wiggensbach (sir). - Manch einer riecht es schon beim Duschen: Dem Trinkwasser in Wiggensbach wird Chlor beigesetzt. Und zwar seit Wochen. Der Grund sind so genannte coliforme Bakterien (AZ berichtete). Die haben laut Gesetz nichts im Wasser zu suchen. Doch die Bakterien sind hartnäckig, tauchen in der gemeindlichen Wasserversorgung an der Schoren- und Kolbenquelle immer wieder auf. Der Gemeinderat beschloss nun, dem Übel mit einer UV-Entkeimungsanlage dauerhaft wirkungsvoll entgegenzutreten. Noch nie musste das Wasser in der Amtszeit von Bürgermeister Heribert Guggenmos - immerhin sind das schon rund 20 Jahre - chloriert werden. Ob es nun an verfeinerten Untersuchungsmethoden liegt, oder daran, dass die neue Trinkwasserverordnung (seit 2001 in Kraft) vorschreibt, dass der Anteil an coliformen Keimen im Trinkwasser gleich null sein muss, darüber scheiden sich freilich die Geister. Eines hob Guggenmos jedenfalls hervor: 'Wir haben ein Top-Wasser in Wiggensbach. Bei den Keimen geht es um einen Minimalbereich von drei bis zehn Stück pro 100 Milliliter.' Aber die sind, so haben zwölf Untersuchungen in den vergangenen sieben Wochen ergeben, immer wieder nachzuweisen. An der Düngung kann es nicht liegen, meint Guggenmos, schließlich gebe es ausgedehnte Wasserschutzzonen um die Quellfassungen. Zudem sei der Fassungsbereich sowohl an der Kolbenquelle als auch an der Schorenquelle eingezäunt. Der Rathauschef vermutet, nachdem er sich Rat von einem Geologen geholt hat, dass die extremen Wetterschwankungen dem Boden zu schaffen machen. Und zwar so stark, dass er das Oberflächenwasser nicht mehr ausreichend filtrieren kann.
Wasser aus acht Metern Tiefe Das Wasser aus den beiden Wiggensbacher Quellen wird aus fünf bis acht Metern Tiefe gewonnen. Zum Vergleich: Das Trinkwasser der Fernwasserversorgung Oberes Allgäu, die 190 000 Haushalte im Ober- und Westallgäu versorgt, stammt aus einem Brunnen bei Altstädten. Die Wasserpumpe liegt in 30 Metern Tiefe, erläutert Franz Mühlbauer, stellvertretender Leiter des Unternehmens. Zudem brauche das Regenwasser 50 Tage, bis es vom Boden bis ins Grundwasser gelange, werde also gut gefiltert. 'Das ist freilich bei Oberflächen-Quellwasser nicht der Fall.'Immer mehr kleine Wasserversorger sind dazu übergegangen, UV-Entkeimungsanlagen einzubauen. In Lauben setzen die Verantwortlichen schon seit rund zehn Jahren auf diese Art der Desinfektion. Laut Wasserwart Dieter Massopust mit gutem Erfolg. 'Es gab noch nie Probleme.'Die Wiggensbacher Gemeinderätin Stefanie Dietsch-Müller befürchtet, dass der Einsatz einer UV-Entkeimung den Mineralstoffgehalt des Wassers mindern könnte. Der Bürgermeister verneinte dies und auch eine AZ-Nachfrage beim Gesundheitsamt bestätigt seine Aussage: 'Die chemische Zusammensetzung des Wassers wird durch eine UV-Bestrahlung nicht verändert,' sagt Dr. Irmgard Harms. Der Idee, langfristig einen Anschluss an die Fernwasserversorgung anzustreben, erteilte Bürgermeister Heribert Guggenmos eine Absage: 'Es wäre ein großer Fehler, auf die eigene, dezentrale Versorgung zu verzichten.' Er wies auf die Möglichkeit einer Fernwasser-Notversorgung via Buchenberg und Ahegg hin. Eine Leitung besteht noch. Ahegg wurde früher mit Wiggensbacher Wasser versorgt. Bei einer Gegenstimme (Dietsch-Müller) votierte der Gemeinderat geschlossen dafür, eine rund 33 000 Euro teure UV-Entkeimungsanlage zu kaufen und baldmöglichst zu installieren. Die jährlichen Betriebskosten werden auf zirka 4000 Euro für beide Quellen geschätzt. Sofern alles nach Plan läuft, wird die UV-Entkeimung Ende November starten. Bis dahin wird das Trinkwasser der Gemeinde weiterhin mit Chlor desinfiziert.