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Mit Steno dauert es länger ­

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Mit Steno dauert es länger ­

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    aber nicht für den Chef AZ-Test: Mit welcher Methode ist man schneller beim Diktat? Memmingen (elm). Stenografie ist out? Meinen viele, und aus den Ausbildungsprogrammen für Sekretariats-Berufe ist die schnelle Kurzschrift seit Jahren verschwunden. Doch, oh Wunder: Bei der vermeintlich schweren Suche nach ­ noch ­ stenografierenden Sekretärinnen war schon der erste Anruf bei einem Allgäuer Unternehmen ein Volltreffer: 'Wir schreiben fast täglich in Steno', sagt Heidi Torresin, die in der Personalabteilung von Rohde & Schwarz in Memmingen arbeitet. Und sie war gleich bereit, bei einem Test mitzumachen: Mit welcher Methode ist ein diktierter Text schneller fertig ­ stenografisch aufgenommen und dann getippt oder direkt am PC diktiert?

    Der Test: Heidi Torresin und ihre Kollegin Gaby Mader schrieben beide den selben, mündlich diktierten Text ­ alltägliche Firmenkommunikation mit insgesamt 832 Anschlägen: Heidi Torresin nahm den Text in Steno auf und schrieb ihn dann am Computer, Gaby Mader tippte das Diktat direkt am Computer.

    Das Ergebnis: Gaby Mader schlug Heidi Torresin um fast zwei Minuten: Die Sekretärin von Werkleiter Jürgen Steigmüller hatte den Text nach 5:20 Minuten fertig geschrieben, korrigiert und umbrochen auf dem Drucker. Ihre Kollegin Torresin brauchte dafür 7:12 Minuten (wobei allerdings der Stift beim Stenografieren streikte ­ aber der Wettbewerb fand eben unter Realbedingungen statt). Allerdings dauerte das Diktat bei Gaby Mader 2:44 Minuten, bei Torresin nur 2:03 Minuten.

    Fazit: Mit Stenografie dauert es insgesamt länger ­ aber der Chef spart beim Diktat Zeit und kann sich schneller wieder anderen Aufgaben zuwenden. Ist ja auch ein Vorteil.

    Anton Bechteler, Leiter der Endfertigung bei Rohde & Schwarz, sieht darin auch den größten Vorzug stenografierender Mitarbeiterinnen: 'Ich hab\'s einfach schneller vom Tisch.' Freilich gehöre zum Steno-Diktat ein Chef, der 'strukturiert diktieren kann'. Muss er sich selbst oft verbessern, kommt die Stenografin schnell ins Schleudern. 'Ich bedaure jedenfalls, dass Steno nicht mehr in der Ausbildung enthalten ist', sagt Bechteler.

    Freilich setzen Heidi Torresin und Gaby Mader Steno nicht nur beim Diktat ein. Protokoll führen, Notizen beim Telefonieren oder wenn der Chef mal im Vorbeigehen etwas loswerden will ­ all das sind Einsatzgebiete. Schwierig wird\'s, wenn man einen Text am Freitag aufnimmt und ihn erst am Montag schreiben kann: Da hat man, weiß Heidi Torresin, schon auch mal Probleme mit dem Entziffern der eigenen, aus der Routine entwickelten Kürzel. Andere können in der Regel eh kaum lesen, was man selbst stenografiert habe ­ was bei vertraulichen Notizen ja gar nicht so schlecht sei.

    Dass Stenografie seit zwei Jahren nicht mehr Ausbildungsinhalt für Bürokommunikationsberufe ist, halten Mader und Torresin führ falsch: 'Wir können jungen Kolleginnen nur empfehlen, nebenbei einen Kurs zu machen.' Steno-Kenntnisse würden zwar auch bei Rohde & Schwarz nicht überall verlangt, gerade im Werkleitungs-Sekretariat sei die Kurzschrift aber fast unverzichtbar.

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