Mindelheim | az | Diesen Augen bleibt nichts verborgen - weder ein privates Kleinflugzeug, noch ein Ziviljet oder ein Eurofighter der Bundeswehr. Jede einzelne Maschine, die sich irgendwo am Himmel über Deutschland zwischen 7 und 18 Uhr bewegt, wird vom "ZFÜ" registriert. Wo sie sich befindet, wie schnell sie ist und in welcher Höhe sie fliegt - alles wird festgehalten.
Rund 3,5 Millionen Flugbewegungen gibt es pro Jahr über Deutschland, 2,5 Prozent davon verursachen Militärs. "ZFÜ" steht im Bundeswehr-Jargon für Zentrale Flugüberwachung der Bundeswehr und ist eine technische Weiterentwicklung von "Skyguard", mit dem seit 1984 der Luftraum überwacht wurde.
Dieser Tage stellte der Leiter des Luftwaffenamtes, Abteilung Flugbetriebe der Bundeswehr, Oberst Hans-Ludwig Rau, die Wunderaugen der Bundeswehr im Landratsamt Unterallgäu der Öffentlichkeit vor. Dieses System sei weltweit einzigartig, schwärmte Rau. Allerdings werte das Militär nur jene Daten der Militärmaschinen aus.
Hintergrund der Überwachung ist ein Grundkonflikt, der seit Bestehen der militärischen Luftfahrt besteht: Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land und die Jets verursachen Lärm. Rund 5000 Beschwerden und Eingaben erhält die Bundeswehr Jahr für Jahr aus der Bevölkerung, die sich durch den Krach der Maschinen gestört fühlt. Manchmal werden aber auch ganz konkrete Schäden den Tiefflügen zugeordnet, etwa wenn eine Schaufensterscheibe zu Bruch gegangen ist, ein Ziegel auf ein Auto gefallen ist, ein Aquarium Schaden genommen hat oder ein Pferd samt Reiterin durchgeht, weil sich das Tier erschrocken hat.
Üblicherweise dürfen Mililtärmaschinen nicht tiefer als 1000 Fuß (330 Meter) fliegen. Aber Ausnahmen sind zulässig. 500 Fuß zum Beispiel sind immer wieder üblich. Derzeit im Rahmen der Nato-Übung "Elite" sind Maschinen sogar nur 250 Fuß über dem Boden unterwegs. Oberst Rau versicherte aber, dass dies nicht im Unterallgäu der Fall sei.
Das neue System basiert auf den Daten von 42 militärischen Radarstationen und ist in der Lage, in Echtzeit die Flugbewegungen am Himmel aufzuzeigen und aufzuzeichnen. Drei Jahre lang werden die Daten gespeichert, sodass auch später noch exakt nachvollzogen werden kann, was sich tatsächlich abgespielt hat.
Jeder Bürger kann sich an die Flugsicherung wenden. Wenn er Ort, Tag und Uhrzeit nennen kann, gelingt es den EDV-Experten in Uniform meist ohne größere Schwierigkeiten, den Fall exakt aufzuklären.