Kempten (ver). - Der Zeichenlehrer zieht eine Karte. Er betrachtet sie kurz. Es folgt entsetztes Kopfschütteln: 'Nein, das mache ich nicht.' Die anderen Professoren sind neugierig geworden. 'Was hast du denn gezogen?', wollen sie wissen. 'Ich muss schuhplatteln.'Diese Szene hat sich beim Colloquium von Julia Büchner abgespielt: Die Kemptnerin studierte an der Fachhochschule in München Kommunikationsdesign. Als Diplomarbeit hat sie das Brettspiel 'Querfeld-Allgäu' entworfen, bei dem sich alles um die Region und die Eigenheiten ihrer Bewohner dreht. Will man schnell ins Ziel kommen, ist es zum Beispiel wünschenswert, eine hohe Zahl an Kuhfladen zu würfeln. Bis dahin geht es auf dem Brett aber an einigen Stationen und zahlreichen liebevollen, witzig-urigen Zeichnungen Büchners vorbei.
Fünf Stopp-Städte Kommt der 'Allgäu-Reisende' auf das Feld einer der fünf 'Stopp-Städte' Kempten, Kaufbeuren, Füssen, Lindau oder Immenstadt, liest der Spieler in einem Reiseführer Informationen über die Stadt durch. Dann muss er sich für eine der dort genannten Aktionen entscheiden. In Kempten kann man etwa die Allgäuer Festwoche oder den Jazz-Frühling 'besuchen', also die Informationen darüber vorlesen. Dafür muss der Spieler mit Allgäu-Talern bezahlen, bekommt aber im Gegenzug 'Schicksallgäu-Karten'. Büchner erklärt: 'Die Karten helfen, schneller voranzukommen oder Mitspieler aufzuhalten.' Wer etwa die 'Klausen-Karte' zieht, kann einen anderen zurück in das letzte Dorf treiben. Zeigt der Würfel eine Kuh, ist Taler-Verdienen angesagt. Die Kuh-Spielfigur auf dem Fragespielplan kommt zum Zug und es müssen Fragen über 'd'Leut' oder 's'Umfeld' beantwortet werden. Beispiel: Was ist für den Allgäuer a Drimslar? oder: Welche Stadt im Allgäu wird als Brunnenstadt bezeichnet?Die andere Möglichkeit: Man ist 'dr' Dorfdepp'. Was einem dann blüht? 'Rolle mit den Augen wie eine Kuh und muhe dazu' oder 'Bilde einen Reim aus den Wörtern Kuhfladen, Euter und Kirchenglocken'. Erspart bleibt einem solches, landet man auf einem Aktionsfeld. Dort muss man etwa dem 'Iller-Rafting', dem 'Jakobus-Pilgerweg' oder der 'Langlaufloipe' folgen, die einen zurückwerfen oder dem Ziel näher bringen. Wer selbiges als Erster erreicht, ist 'Allgäu-Champion'.'Ich hab ein Thema für meine Diplomarbeit gesucht und da ich die einzige Studentin aus dem Allgäu war, hat sich das angeboten', erzählt Büchner. 'Ich mag das Allgäu einfach sehr gern, weil es meine Heimat ist.' Bücher über die Region habe es schon in Hülle und Fülle gegeben und so sei sie auf das Brettspiel gekommen, sagt die 24-Jährige. Von Dezember bis August brauchte sie von der Idee bis zum Spiel bis zur fertigen Version in der Holzkiste. Dazwischen lag viel Arbeit: Der Spielplan musste skizziert, die Bilder für das Brett gezeichnet und zusammengestellt, der Reiseführer geschrieben und mit Fotos ausgestattet werden. 'Bei der Recherche habe ich viel über das Allgäu gelernt', sagt Büchner. Bewusst habe sie auch weniger bekannte Ziele aufgesucht, 'damit es für Allgäuer interessant bleibt'. Zwischendurch sei sie zwölf Stunden am Computer gesessen, 'aber es hat Spaß gemacht. Andere sagen, sie können ihre Diplomarbeit nicht mehr sehen - ich hab das richtig lieb gewonnen'. Zuletzt brachte sie Spielbrett und Kärtchen in die Druckerei. Figuren und Kiste fertigte eine Schreinerei an. Dann wurde Probe gespielt: 'Es war faszinierend, das eigene Spiel mit Leuten auszuprobieren und zu sehen, wie sie dabei ehrgeizig werden.' Büchner betont, 'Querfeld Allgäu' sei ein Lernspiel, um die eigene Region besser kennenzulernen, aber auch für Nicht-Allgäuer machbar. Derzeit sucht sie einen Verlag, der das Spiel herausbringt.