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Mit Handarbeit und viel Herzblut

Illerbeuren

Mit Handarbeit und viel Herzblut

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    Mit Handarbeit und viel Herzblut
    Mit Handarbeit und viel Herzblut Foto: uwe hirt

    Das Spinnrad dreht sich gleichmäßig, Wollfasern winden sich zu einem langen weißen Faden. Monika Müller lächelt, treibt das Rad mit dem Fußpedal an und beobachtet die Spindel. "Das Spinnen hat mir noch meine Mama beigebracht", erzählt die 62-Jährige. "Inzwischen mache ich das seit 40 Jahren."

    Alles Handarbeit: Das gilt an diesem Wochenende im Bauernhofmuseum - bei den 30. Handwerkertagen werfen weit mehr als 4000 Besucher, so die Veranstalter, einen Blick in die Zeit vor Maschinenarbeit und Automatisierung. Die Wollspinnerin aus Grimoldsried gehört zu den etwa 90 Mitwirkenden.

    Metallgestalter Fabian Prinz und seine Kollegen zeigen am Ambos, was man so alles aus Stahl schmieden kann. Buchbindemeisterin Andrea Gyßler-Obermeier greift zu Nadel und Faden und heftet Doppelblätter zu einem Buch zusammen. Jenes ist in einen Holzrahmen, die sogenannte Heftlade, gespannt. "Das ist prinzipiell das gleiche Gerät wie im Mittelalter." Verwendet werde diese Technik heute noch für ungewöhnliche Formate oder um die Heftung eines alten Bandes zu rekonstruieren. Eine alte Technik wird auch nebenan angewandt, wo es nach Schmierseife und Schafwolle riecht.

    Franz Greber legt die gewaschene und gekämmte Wolle auf eine Schablone und bearbeitet sie mit kräftigen Handstrichen. "Zum Filzen braucht man heißes Wasser, Schmierseife und viel, viel Bewegung - die Wolle muss sich verdichten, damit sie wasserdicht wird", erklärt der 50-Jährige. Bis zum fertigen Hut dauert es ungefähr eine Stunde. "Gefilzte Kleidung gabs schon vor der aus Wolle: Dazu gibts Funde aus der Zeit vor Christus", erzählt Greber.

    Spezialistin für einen anderen Rohstoff ist Marlies Bek-Unseld. Gerade näht die Sattlerin den Rand eines Kuhglocken-Riemens, der mit feinen eingekerbten Mustern verziert ist. Mit Rindsleder kann die 45-jährige Sattlerin einiges anfangen: "Ich fertige Reitzubehör aller Art, Lederhosen, Gürtel, Taschen oder Geldbeutel. Ich übernehme auch Reparaturen.

    " Sie habe ihr Hobby zum Beruf gemacht, so die Legauerin weiter - "anders kann man das nicht machen, weil das viel Zeit und Liebe braucht", sagt sie und lacht.

    Handwerker aus Leidenschaft ist auch Johann Nigg. Der 72-Jährige aus Seeg baut Alphörner. "Die machen ganz andere Musik als ein Blechinstrument - eine ganz ruhige", sagt er und fährt mit dem Hobel über das Fichtenholz. Rund 50 Stunden braucht er für ein Alphorn.

    Fasziniert von der Technik

    Zum Korbmacher zieht es Besucherin Birgitt Backes und ihren Lebensgefährten Thomas Minst: "Das interessiert mich am meisten. Mich fasziniert die Flechttechnik, und das ist einfach noch Handarbeit. Ich werde mir einen kaufen", sagt die 51-Jährige aus Memmingen. Auch Jürgen Hegemann und seine Frau Hannelore aus Ottobeuren genießen ihren Besuch.

    "Wir waren schon lange nicht mehr hier und das weckt Erinnerungen. Die Lehmbauerei, eigentlich alles, war sehr interessant", sagt der 66-Jährige. Seine Frau findet es schön, so viele Handwerke zu sehen, "die heute sehr selten geworden sind".

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