Von Stefanie Dodel, Lachen 'Irgendwann hat sich dieser Gedanke festgesetzt und mich nicht mehr losgelassen', sagt Christoph Hänsler. Der Gedanke, das ganze Leben in den Dienst Gottes und der Menschen zu stellen und Priester zu werden. Kein besonderes Ereignis gab den Ausschlag, es sei nicht wie bei anderen Teilnehmern des Priesterseminars gewesen, die früher nicht religiös waren und einen Bruch im Leben erlebten. 'Der Ruf Gottes holt die Menschen unterschiedlich ein. Beim einen geschieht es plötzlich, beim anderen entwickelt sich das', sagt Hänsler. Wie bei ihm. Am kommenden Sonntag wird er im Hohen Dom zu Augsburg zum Priester geweiht, eine Woche später feiert er seine Primiz (siehe Wortweiser) in seiner Heimatgemeinde Lachen. Fast wäre Christoph Hänsler aber nicht Priester, sondern Landwirt geworden: Nach der Realschule hatte er eine landwirtschaftliche Lehre begonnen - und schnell gemerkt, dass dies nicht das Richtige für ihn ist. Schon damals, mit 16 Jahren, sei der Gedanke entstanden, dass er Pfarrer werden könnte. 'Sonst hätte ich wohl nicht so schnell mit der Lehre aufgehört', sagt er. Der heute 27-Jährige wiederholte die zehnte Klasse am Gymnasium und lernte dabei innerhalb von einem Jahr Latein nach.
Zwei Semester in Rom studiert Dem Abitur am Buxheimer Marianum schloss sich ein fünfjähriges Theologie-Studium an: vier Jahre im Priesterseminar in Augsburg und ein Jahr an einer anderen Uni, in einer anderen Stadt, mit eigener Wohnung außerhalb eines Priesterseminars. Diese beiden so genannten Freisemester, in denen die Theologie-Studenten bewusst außerhalb des Priesterseminars leben und erfahren sollen, ob sie auch dann die priesterliche, zölibatäre Lebensform durchhalten, verbrachte der Lachener in Rom. Wirklich ernsthaft an seiner Berufung gezweifelt habe er auch während dieser Zeit nicht, sagt Christoph Hänsler, schüttelt den Kopf und lässt seinen Blick über die Löwenzahn-Felder hinter dem Haus seiner Eltern schweifen. 'Natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen man sich überlegt, ob man für den Priesterberuf geeignet ist. Ob man die Fähigkeiten dafür hat und diese Lebensform richtig für einen ist', meint er dann. 'Aber ich sehe einen Sinn im religiösen Leben und will das weitergeben. Ich bin fest davon überzeugt, dass es sich mit Gott leichter lebt als ohne ihn.' Während er dann erzählt, wie groß die Vorfreude auf seine Arbeit zuerst zwei Jahre als Kaplan und dann als Pfarrer ist, bilden sich Lachfalten um seine Augen. 'Mir macht der Umgang mit Menschen Spaß. Ich will etwas für sie tun, will sie in Beziehung bringen mit Gott. In vielen steckt eine große religiöse Sehnsucht.' Bei der Priesterweihe im Hohen Dom zu Augsburg wird Christoph Hänsler am Sonntag seine Bereitschaft für sein Leben mit und für Gott in drei Worten zum Ausdruck bringen: 'Hier bin ich.'