Von Gunther le Maire Sonthofen In der vergangenen Ausstellung im Haus der Kunst in München hing eines seiner roten Aktbilder inmitten der Arbeiten der bekannten deutschen Maler. Galeristen wurden aufmerksam und die ersten Ausstellungen in München sind bereits über die Bühne gegangen. So findet der Sonthofer Kunsterzieher im siebenten Lebensjahrzehnt eine künstlerische Anerkennung, die er sicher früher schon hätte haben können, wenn er nicht mit Leib und Seele Kunsterzieher gewesen wäre. Für den Gymnasiallehrer war eben wichtiger, den jungen Menschen Kunst zu vermitteln als selbst Kunst zu produzieren. Viele ehemalige Schüler heute in Amt und Würden, die keineswegs was mit der Kunst am Hut haben, sagen heute noch, Franz Meier sei ein hervorragender Lehrer gewesen. Aber er hat natürlich auch Renommierschüler: Den großen zu früh verstorbenen Literaten W. G. Sebald oder den bekannten Münchner Maler Hans Friedrich oder Kunsterzieher wie Arno Gabler in Oberstdorf oder Heinz Düwell in Sonthofen und einige Künstler in unserem Raum wie etwa Horst Weiß. Es gibt wenige im Allgäu, die ein so reiches Wissen an Kunstgeschichte haben wie Franz Meier. Seine Zimmer stehen auch voll mit Folianten zu allen Kunstwerken zu allen Zeiten. Die gleiche Begeisterung, die er für die archaische Ruhe romanischer Bauwerke hat, kann er auch für Spitzweg, Kandinsky oder Mattheuer entwickeln. Es gelingt ihm immer, dank seiner Formulierungskraft und manchmal auch mit einer Flut von Wörtern das Anliegen der Künstler und ihrer Zeit zu vermitteln, so dass etwas hängen bleibt. Meier, 1933 in Kempten geboren, machte in Landsberg sein Abitur, studierte an der Kunstakademie München bei Prof. Franz Nagel.
Nebenbei machte er eine Lehre als Keramiker. Nach dem Examen war Meier zuerst in München, dann in Oberstdorf und Sonthofen Kunsterzieher an Gymnasien. Erst als Pensionist stürzte er sich mit der ihm eigenen ungestümen Energie in die eigene Malerei. Zunächst entstand in grellen Farben Figuratives, dann malte er riesige Hände und Füße, wandte sich abrupt geradezu romantischen Wolkenbildern zu, verschärfte diese Himmelsbilder zu Kondensstreifen von Düsenjets auf knallblauen unifarbenem Fonds und überraschte dann mit fast zärtlichen Interpretationen romantischer Bildzitate. Da staunte plötzlich Caspar David Friedrichs Wanderer einen Jumbo-Kondensstreifen am Nachthimmel an oder Lenbachs Knabe im Gras träumte sich in die Luftfahrt des 20. Jahrhunderts. Die typischen Meier der jüngsten Jahre sind monochrom gemalte großformatige Männer- und Frauenakte, ausdrucksstark und von aggressiver Gegenständlichkeit. Da regt sich dann auch schon manche oder mancher auf, wenn er bestimmte männliche Teile so selbstverständlich wiedergibt wie wenns Bockwürste wären. Diese Figuren sind sicher keine wohlfeile Ware, gerade wenn Meier seine Akte auch noch gewalttätig werden lässt. Aber Meier geht es nicht um Gewalt, er möchte nur mit Gewalt ehrlich bleiben. Deshalb engagiert er sich auch für die Kunst im gesamten Allgäu, macht Anstrengungen, einen Kunstverein auf die Beine zu bringen, schenkt der Stadt Werke des Einheimischen Heinrich Barth und wettert gegen Hochstapeleien von Möchtegern-Künstlern oder gegen entsetzlich Mittelmäßiges, mit denen oft auch der öffentliche Raum geschmückt wird. Meier hat trotzdem Anerkennung gefunden: Er erhielt 1997 den Schwäbischen Kunstpreis und ist einer der höchstdekorierten Rotarier des Distrikts. Außer Malerei und Kunst tut er eben auch noch was, z. B. für Kontakte nach Lettland.