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Mit Fischgrät und englischem Verbund

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Mit Fischgrät und englischem Verbund

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    Von Richard Mayr Kaufbeuren/Germaringen - Die Schleifmaschine kreischt in der Fliegerhorstsiedlung. Der Parkettlegermeister Hans Seitz (44) hat eine grobe Körnung aufgezogen, damit die alten Farben vom Parkett abgetragen werden. Seine Maschine ist 80 Kilogramm schwer. 'Ein Profimodell', wie er sagt. In drei Teile zerlegt, bringt er es in die Wohnungen, erst dort wird es zusammengesetzt. Nach dem ersten Schleifgang werden noch drei weitere fällig sein, bis der 44-Jährige mit dem Versiegeln beginnen kann. Der Germaringer hat sich darauf spezialisiert, massive Parkettböden neu zu verlegen und alte Böden zu renovieren. Das Arbeiten mit Holz wurde Hans Seitz früh in die Wiege gelegt. Sein Onkel betrieb eine Schreinerei. 'Der hat mich von kleinauf dressiert wie ein Schäferhund', sagt er. Auf die Frage, was er werden wolle, habe er schon als Kind immer mit 'Schreiner' geantwortet. Es verwundert also nicht, dass er sich für diesen Beruf entschied. Zu Beginn seines Arbeitslebens verkleidete Seitz Häuser mit Holz, dann begann er, sich immer mehr auf das Verlegen und Renovieren massiver Parkettböden zu spezialisieren und machte den Meisterbrief als Parkettleger. Ein massiver Parkettboden unterscheidet sich von den Fertigböden, die man im Baumarkt bekommt, dadurch, dass die Parkettstäbe einzeln verlegt werden. Früher, erklärt Seitz, seien die Stäbe genagelt worden. Heutzutage klebe man das Holz auf den Untergrund. 'Man verwendet flexible Kleber, damit sich das Holz bewegen kann.'

    Aufwändigere Muster Derzeit saniert Seitz die Böden in den Wohnungen der Fliegerhorstsiedlung. In den 50er Jahren verlegte man dort das Parkett in Fischgrätmustern und im englischen Verbund (die Stäbe werden längs so angeordnet, dass jede zweite Reihe miteinander endet und beginnt). Das seien schon aufwändigere Muster, wie Seitz sagt. Mehr Verschnitt falle dabei an. Dafür schaut das Ergebnis besser aus. Wie haltbar die massiven Böden sind, kann man in den Wohnungen sehen. Seitz schleift die Lack- und Wachsreste, die in den vergangenen 50 Jahren aufgetragen wurden, ab. Dabei werden auch Kratzer und Stöße, die das Holz mit der Zeit verunstaltet haben, abgetragen. Am Ende, wenn die Böden nach dem Schleifen eingelassen werden, sehen sie aus wie neu. So kommt es auch vor, dass Seitz 100 Jahre alte Böden saniert. 'Die ganz alten Holzböden aber, etwa die aus der Renaissance, renoviert der Restaurator', sagt Seitz.

    Früher mit Teppich beklebt. Von Laminaten und Fertigparkettböden, die nur gesteckt werden müssen, hält Seitz nicht so viel. Beim Fertigparkett sei die Holzschicht, die man schleifen könne, viel kleiner. Parkett sei jetzt wieder in Mode gekommen, erzählt Seitz. 'Vor 20 Jahren hat man die tollsten Parkettböden mit Teppichen beklebt', berichtet Seitz, jetzt lege er sie wieder frei. Das liege an hygienischen Gründen, für Allergiker zum Beispiel seien Holzböden besser geeignet. 'Das Einzige, was ich mit Teppichen zu tun habe, ist rausreißen', sagt Seitz. Die Böden in der Fliegerhorstsiedlung wird Seitz mit Lack versiegeln. Der sei strapazierfähig. Eine biologische Oberfläche ergebe das Ölen oder Wachsen. 'Diese Böden fühlen sich warm an, wenn man barfuß auf ihnen geht', so Seitz. Allerdings seien sie pflegeintensiver. In seinem Wagen hat Seitz einen Plan für zwei einzelne Parkettstäbe liegen. Ein Fleck im Boden einer Altbauwohnung könne durch Abschleifen allein nicht entfernt werden. Also fertigt er in seiner kleinen Schreinerei in Germaringen die Stäbe nach Maß an. Die kleine Werkstatt sei optimal für ihn, denn mit ihr könne er eben auch solche Ausbesserungsarbeiten ausführen.

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