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Mit einem Allgäuer Pilzberater auf Schwammerlsuche

Pilzsaison

Mit einem Allgäuer Pilzberater auf Schwammerlsuche

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    Mit einem Allgäuer Pilzberater auf Schwammerlsuche
    Mit einem Allgäuer Pilzberater auf Schwammerlsuche Foto: Holger Hollemann (dpa)

    Es herbstelt langsam im Allgäu und mit der neuen Jahreszeit kommt bei den Allgäuern auch die Wander- und Pilzsammellust wieder auf. Damit Sie sich beim Pilzesuchen im Wald besser zu Recht finden und keinen 'Pilzsammelfrust' erleben, hat sich all-in.de mit einem Pilzberater in den Wäldern um Sonthofen und Hindelang getroffen.

    Joachim Neubert betreibt die Pilzberatungsstelle seit 1961 in Sonthofen. Zehn Jahre davor hat er angefangen, Pilze zu beobachten und zu studieren. Über die Jahre hinweg hat Neubert sich so viel Wissen aus der Praxis angeeignet, dass es kein Pilzbuch der Welt ersetzen kann.

    Der 75-Jährige kennt jeden Schwamm, ob essbar oder giftig, beim Namen und auch mit lateinischer Bezeichnung. Auf die Frage, was ein Pilz denn genau ist, hat er auch gleich eine fachgerechte Antwort parat: 'Ein Pilz ist ein ganz eigenes Lebewesen. Er gehört zu den Kryptogamen. Wie Moose und Flechten hat er verdeckte Geschlechtsmerkmale.'

    Mit dem Aberglauben über Pilze aufräumen

    Wenn Saison ist, fährt er beinahe jeden Tag in sein Pilzgebiet unterhalb der Sonnenköpfe und sucht es nach delikaten Exemplaren ab. Dabei 'kalkuliert er die Unberechenbarkeit der Natur', wie er es nennt, mit ein, denn ein Pilz wächst nur, wenn die Temperatur und die Feuchtigkeit der Erde stimmt. Ein Pilz ist also ein Gewächs mit überaus vielen Launen.

    Joachim Neubert will deshalb mit dem Aberglauben vieler Pilzgänger aufräumen: 'Diese Meinung, dass der Mond die Pilze aus dem Boden zieht, begegnet mir immer wieder. Das ist mitnichten so. Die Pilze wachsen, wenn die günstigsten Bedingungen zwischen Baum und Pilz stimmen. Die saprophytisch wachsenden Pilze wie Champignons oder Parasol wachsen auf einem Substrat. Selbst im Garten, wenn man die günstigen Bedingungen schafft - ohne Mond und ohne alles. '

    In zwei bis drei Wochen, so glaubt der Pilzberater, ist die sogenannte Septembertrockenheit vorbei und die Pilze werden aus dem Boden schießen. Ergiebige Regenfälle sind aber noch von Nöten.

    Tipps vom Experten

    Wo genau die Pilze dann aber wachsen, ist die nächste Frage. Neubert hat für alle Pilzgänger einen Tipp. Mit diesem Ratschlag im Hinterkopf muss man nicht auf allen Vieren den Waldboden absuchen: 'Die besten Symbiosebäume sind die Fichte, die Buche, die Eiche, die Birke, die Lärche und die Kiefernarten.

    Die haben alle ihre Spezialisten als Pilze und da gibt es wenige Verwechslungen. Wenn ich die Baumart kenne, dann kann ich auf den Namen des Pilzes schließen. Zum Beispiel der Birkenpilz - der wächst nur unter der Birke.', erzählt der Pilzberater schmunzelnd. Das einzige was man als Laie also am Anfang lernen muss, sind die Baumsorten voneinander zu unterscheiden und mit ein bisschen Glück den jeweiligen Symbiosepilz darunter finden.

    Mit seiner Pilzberatungsstelle will der 75-Jährige vor allem Eines: Über die Natur aufklären. Der Fachmann sieht natürlich sofort, dass sich viele Menschen im Gelände falsch benehmen. 'Das falsche Verhalten äußert sich darin, dass die Menschen massenhaft auftreten, sich nicht naturgerecht verhalten und vor allem ohne Kenntnisse in den Wald gehen. Die wissen nicht einmal, was eine Fichte und was eine Buche ist. Man kann nicht einfach zu allem 'Tännerle' sagen. Das ist eine Unsitte, zu allem, was Nadeln hat, 'Tännerle' zu sagen.'

    Der Regen als auslösendes Moment

    Am wichtigsten für das Wachstum der Pilze ist aber wohl das Wetter. Wenn das nicht passt, dann gibt es auch keine Fruchtkörper, die aus dem Bodengeflecht, der Mykorrhiza, wachsen. 'Schlechte Witterung für einen Pilz wäre zum Beispiel lange Trockenheit. Dann ist aber nicht auszuschließen, dass sie nach langen Regenfällen eine Explosion an Pilzen erfolgt. Die Unberechenbarkeit der Natur müssen wir immer wieder mit einkalkulieren.'

    Das Wetter war in letzter Zeit sehr unberechenbar. So viel ist klar. Für Joachim Neubert ist dies aber kein Grund, nicht in die Pilze zu gehen. Jede neue Veränderung in der Natur ist für ihn ein weiterer Indikator, dass in absehbarer Zeit an bestimmten Stellen Schwämme wachsen werden. Er kalkuliert damit, dass in zwei bis drei Wochen die Pilze wachsen werden. Die Unberechenbarkeit kann aber selbst er nicht mit einkalkulieren.

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