Spätabends in einer fremden Stadt eintreffen, kein Zimmer vorab gebucht und keine Ahnung, wo es Übernachtungsmöglichkeiten gibt: Solche Situationen sind zwangsläufig mit Missstimmung verbunden. Damit dieses "Schicksal" Urlaubs- oder Geschäftsreisenden in Marktoberdorf künftig erspart bleibt, haben Touristikverein und Stadt ein seit Jahren diskutiertes Vorhaben nun in die Tat umgesetzt: Ein Touristik-Infoterminal am Rathaus soll dem ratlosen Gast die Suche nach einem Übernachtungsquartier erleichtern.
In manchen Urlaubsorten sieht man sie heute noch: Infotafeln mit grünen und roten Lämpchen zeigen, in welchem Haus noch etwas frei ist. Heutzutage übernimmt diese Aufgabe immer öfter das Internet - und eben darauf setzen nun auch Touristikverein und Stadt. Seit gestern steht im Eingangsbereich des Rathauses ein Computerterminal, mit dessen Hilfe der Interessierte auf die Homepage der Stadt Marktoberdorf gelangt. Von dort aus sind es nur noch wenige Klicks bis zur Datenbank "Dreamway" von "Allgäu Marketing" und damit zur Unterkunftsübersicht. Dabei kann der Gast Suchkriterien eingeben, um die Angebote zum Beispiel nach Unterkunftsart oder Preis zu sortieren.
Wer allerdings wissen will, wo in Marktoberdorf zu einer bestimmten Zeit noch Zimmer frei sind, erhält momentan nur spärliche Informationen. Von den etwa zehn gewerblichen und 50 privaten Unterkünften sei erst "etwa eine Handvoll freigeschaltet", musste Sarah Michna als Leiterin des Touristikbüros bei der Terminalvorstellung einräumen. Die Freischaltung setzt voraus, dass die Bettenanbieter ihre Internetseite "pflegen", also ständig ihr Zimmerangebot aktualisieren. Darauf wies auch Touristikvereins-Vorsitzender Wolfgang Hannig hin. Seinen Worten zufolge buchen heute 80 Prozent der Marktoberdorf-Urlauber ihr Quartier im Internet.
Überwachung per Kamera
Mit dem neuen Terminal gehöre Marktoberdorf zu den ganz fortschrittlichen Tourismusorten, sagte Christian Schimpel von der gleichnamigen Tourismus- und Onlinemarketingfirma in Immenstadt. Diese stellt die Geräte her und übernimmt deren Betreuung. Bislang gebe es erst etwa zehn davon im Allgäu, so Schimpel. Das Terminal wird per Kamera überwacht, um etwaige Zerstörungen schnell klären zu können. Bürgermeister Werner Himmer und Touristikvereins-Chef Hannig dankten Michna für ihr Engagement in Sachen Terminal. Seit sie sich darum kümmere, habe das Vorhaben "richtig Schubkraft bekommen", erinnerte Himmer an dessen langwierige Geburt.
Die Kosten (10000 Euro) für das Terminal übernimmt der Verein, die Servicekosten die Stadt, so Hannig. Die Vermieter müssten für die Präsentation im Internet nichts bezahlen, sehe man von einem um 5 Euro angehobenen Vereinsbeitrag pro Jahr ab. Der Touristikverein wird wiederum jährlich mit 13750 Euro von der Stadt unterstützt.
Laut Himmer wird angestrebt, auch umliegende Gemeinden in die Internetpräsentation einzubinden. Gespräche wurden bereits geführt. Es sei aber nicht geplant, dafür einen neuen Verein zu gründen, so Himmer und Hannig, "es soll lediglich eine lose Kooperation werden".
Nach Angaben von Michna sind im ersten Quartal 2009 die Übernachtungszahlen in Marktoberdorf gegenüber 2009 um rund 10 Prozent auf 14335 gestiegen. Bei den Gästezahlen verbuchte sie ein Plus von 15,5, Prozent auf 5565 Ankünfte.