Peresson: Chance nutzen Linke: Momentan nicht sinnvoll Füssen (hs). Unterschiedliche Ansichten über die touristische Bedeutung der Via Claudia Augusta sind im Füssener Stadtrat zutage getreten. Magnus Peresson (UBL) befürchtet, dass die Kommune hier die Entwicklung verschläft. Dagegen sieht Tourismus-Direktor Gottfried Linke derzeit keine Anzeichen dafür, dass ein verstärktes Engagement Füssens bei der Regionalinitiative Via Claudia Augusta 'auch nur einen oder zwei Gäste mehr' bringen würde.
Peresson verwies im Stadtrat auf ein Seminar des Zusammenschlusses Via Claudia Augusta (VCA), das bei Trient stattgefunden hatte. Füssen habe durch Abwesenheit geglänzt, so Peresson. Hat sich die Stadt von der VCA verabschiedet?, wollte er wissen. 'Wir haben uns nicht verabschiedet, bestenfalls haben wir eine Verschnaufpause eingelegt', antwortete Bürgermeister Christian Gangl.
Bildungsbürger im Visier
Eine aus Sicht Peressons unbefriedigende Antwort: Er sieht nämlich in der VCA ein touristisches Potenzial, das es für Füssen zu nutzen gelte. Bildungsbürgern aus Oberitalien könne man die alte Römerstraße sicherlich schmackhaft machen, sagte Peresson gegenüber unserer Zeitung. Eine Delegation aus Padua sei bereits einmal hier gewesen, zwei weitere folgen demnächst. 'Das wäre ein toller Tourismus, auf den man aber offensichtlich nicht scharf ist.' Für den UBL-Ratsherren ist ohnehin nicht nachvollziehbar, wieso Füssen heuer bei keiner Messe in Italien vertreten ist.
Italien sei 'ein sehr starker, sehr interessanter Markt für uns', so Tourismus-Direktor Linke. Das sehe man auch an den vielfältigen Werbemitteln Füssens in italienischer Sprache. Gleichwohl besuche Füssen Tourismus heuer keine Messe in Italien, räumte er ein. Das liege daran, dass die früher gebuchte Veranstaltung in Bologna nicht mehr stattfinde.
Peressons Hoffnung, mit der alten Römerstraße neue Gäste nach Füssen locken zu können, teilt Linke nicht: 'Italiener interessieren sich für geschichtliche Dinge noch weniger als deutsche Gäste.' Auch von der VCA-Initiative mit Sitz in Landsberg erwartet er derzeit keine touristischen Impulse für Füssen: Nach einigen 'fruchtlosen Gesprächen' sei er der Auffassung, dass diese Gruppe 'touristisch momentan nicht sinnvoll für uns ist', sagte Linke im Stadtrat. Denn die VCA habe keine Vermarktungs-Organisation zur Hand.
Selbst bei der VCA-Initiative in Landsberg heißt es, dass eine Kommune wie Füssen nicht den Handlungsbedarf habe, touristisch mit der Römerstraße zu werben. 'Aber wir haben andere Orte, die nicht bei Neuschwanstein und an den Bergen liegen, für die das sinnvoll ist', so Geschäftsführer Ali Nasseri. Ohnehin sei die VCA-Initiative mehr als ein touristischer Zusammenschluss: 'Wir wollen ein Raumentwicklungs-Konzept ins Leben rufen', so Nasseri. Er kritisiert auch nicht die bisherige Mitarbeit Füssens bei der VCA. Die Stadt habe sich etwa im Museum für die alte Römerstraße engagiert. Und eventuell wird der Kontakt zur VCA wieder vertieft, kündigt Bürgermeister Gangl an. Schließlich verfügt die VCA über Fördermittel aus Brüssel, die man für gezielte Projekte anbohren kann.