Adolf Lücke hat mit seiner Frau Helene 30 Jahre lang den Reptilienzoo in Scheidegg geführt Scheidegg (pem). Den täglichen Gang zu seinen Tieren wird er vermissen. Seit 30 Jahren betreibt Adolf Lücke zusammen mit seiner Frau Helene den Reptilienzoo in Scheidegg. Jetzt hat er ihn verkauft. Es ist ein Abschied auf Raten. Dem neuen Besitzer wird Adolf Lücke in den nächsten eineinhalb Jahren noch helfen. Dreimal die Woche betreut er weiter zusammen mit seiner Frau den Zoo. 'Es ist ganz gut, wenn die Trennung nach und nach kommt', sagt der Reptilienfachmann..
Adolf Lücke ist mit Reptilien von Kind auf vertraut. 'Andere haben Spielzeug mit in die Schule gebracht, bei mir waren es Kröten und Ringelnattern', sagt der 65-Jährige. Aus der Leidenschaft ist ein Beruf geworden. Nach seiner 12-jährigen Bundeswehrzeit, die er in Sont-hofen verbrachte, ließ sich der Chiemgauer zum Zooassistenten ausbilden. Danach zog es ihn in die Selbständigkeit. Auf der Suche nach einem Grundstück schrieb er etliche Gemeinde an, im ganzen Allgäu und darüber hinaus bis nach Garmisch und Bad Reichenhall. Auf Scheidegg stieß er eher zufällig. Ein Versicherungsvertreter machte ihn auf den Ort aufmerksam und seinen neu gewählten Bürgermeister. Der hieß German Weh und wollte aus der Gemeinde einen Fremdenverkehrsort machen. Da kam ein Zoo gerade recht. Mit der Unterstützung von Weh kaufte Lücke die Grundstücke und baute ein Freigelände auf. 'Ein paar Kröten, Schildkröten, Ringelnattern und Kreuzottern, das war es am Anfang', blickt Adolf Lücke zurück. Das Freigelände, in dem Lücke europäische Tiere zeigt, gibt es noch heute. 'Paradies der Ungeliebten' steht seit Jahrzehnten darüber. Hier tummeln sich Kreuzottern, Ringelnattern und Juravipern. Mit seinem Wissen und Tierbestand stand Lücke immer wieder anderen Herpetologen, wie Kriechtierforscher genannt werden, zur Seite. So ist bei ihm beispielsweise ein Film über die Kreuzotter entstanden. Mambas und Tigerpythons Auch wenn das Freigelände ein besonderes Anliegen von Adolf Lücke ist - allein davon kann ein Zoo nicht leben. Deshalb hat der Scheidegger drei Jahre nach Eröffnung des Zoos ein Tropenhaus in Betrieb genommen. Zwei Tiere, die dort noch heute zu sehen sind, waren von Anfang an dabei: eine Anakondo und das Stumpfkrokodil. Sie haben heute reichlich Gesellschaft: Mambas, Puffottern, Spinnen und Skorpione tummeln sich neben Würgeschlangen wie der Tigerpython. 200 verschiedene Tiere schätzt Adolf Lücke, sind derzeit im Zoo zu sehen. Sieben bis acht Stunden am Tag haben die Lückes je nach Jahreszeit geöffnet. Im Sommer Tag für Tag. Doch ihr Arbeitspensum ist damit nicht erschöpft. Die Terrarien werden jeden Tag gereinigt. Großteils vor oder nach den Besuchzeiten. 'Es gibt Tiere, bei denen man allein sein sollte', sagt der Fachmann mit Blick auf die zahlreichen Giftschlangen. Kenntnisreich hat er in den drei Jahrzehnten Besuchern die Reptilien näher gebracht. Besonders Freude gemacht haben ihm dabei vor allem Kinder. 'Sie sind leichter zu begeistern', sagt Adolf Lücke. Viele hundert Buben und Mädchen haben bei ihm eine harmlose Schlange in die Hand genommen. Wenn sie dadurch ein vernünftiges Verhältnis zu den Tieren bekommen, hat Adolf Lücke sein Ziel erreicht. Er will, 'dass die Leute eine andere Beziehung zu den Schlangen bekommen'. 'Nicht Angst, Ekel oder Abscheu' soll das Verhältnis der Menschen zu den kriechenden Lebewesen bestimmen, 'sondern Respekt.'