der Tenne fing alles an Georg Mayensohn, ein Flug-Pionier aus Hochgreut. Von Gerhard Händle Betzigau-Hochgreut Otto von Lilienthal und die Gebrüder Wright kennt heute jedes Kind. Dass auch das Oberallgäu einen Flugpionier hervorgebracht hat, weiß dagegen fast niemand. Georg Mayensohn aus dem Betzigauer Ortsteil Hochgreut konstruierte ab den 20er Jahren jene tollkühnen Kisten, mit denen sich die Schwerkraft besiegen ließen. 'Jede Art von Technik hat mich seit jeher gereizt', begründet der 89-jährige, warum ihn sein Erfindungsdrang bis heute nicht losgelassen hat.
Schon als Kind hatte Mayensohn der Menschheitstraum vom Fliegen gepackt. 'Ich bin mit einem Regenschirm von der Tenne des elterlichen Bauernhofs gesprungen', schmunzelt Mayensohn. 'Wenn man will, war das mein erstes Flug-Gerät'. Ein Modellflugzeug heizte die Begeisterung am Fliegen weiter an: Der Ikarus aus Hochgreut wollte selbst ganz hoch hinaus. .
Auf dem elterlichen Hof konstruierte er sich deshalb einen Hängegleiter, ein 'Urahn' heutiger Drachenflieger. Die Fluggeräte Lilienthals dienten dabei als grober Wegweiser. Aber Mayensohn 'kupferte' nicht ab, sondern bewies schon bei der ersten Konstruktion seine Genialität. Besaß sein Gleiter im Gegensatz zum Vorbild doch bereits ein Höhen-, Seiten- und Querruder. Auf der Hohen Schulter in Hauptmannsgreut absolvierte Mayensohn damit 'die ersten Hüpfer und kurze Flüge', wie er sich erinnert.
Von da an stand das Berufsziel fest: Flugzeug-Konstruktreur. Bei mehreren Flugzeugwerften in Augsburg bewarb sich der Hochgreuter um eine Ausbildungsstelle vergebens. Alle Firmen verlangten zuerst eine Lehre als Spengler, die er als 19-Jähriger denn auch absolvierte. Sein geringes Taschengeld sparte er sich zusammen, um Werkzeug und Material zu kaufen. In einer Kellerwerkstatt, von Gönnern zur Verfügung gestellt, baute er schließlich in Augsburg sein erstes Motorflugzeug. 'Die Flieger waren damals ein verschworener 'Haufen', erzählt der 89-Jährige. Es dauerte nicht lange, da stießen zwei weitere Flugbegeisterte die Brüder Wank zu ihm.
'Mit mühselig zusammengekratztem Geld planten und bauten wir drei in Hunderten von Arbeitsstunden einen Doppeldecker', so der Flugpionier. Das Fahrgestell stammte von einem ausgedienten Flugzeug, der Propeller wurde selbst geschnitzt und geleimt, die Tragflächen wurden mit Sperrholz verkleidet.
Der Motor er stammte von einem Motorrad leistete 15 PS bei einem Hubraum von 1000 Kubikzentimetern. Auf einer Wiese nahe des Flugplatzes Augsburg fand der 'Jungfernflug' statt, der in erster Linie aus 'langen Sprüngen' bestand. Etwa 500 Reichsmark habe die Maschine gekostet, 'deshalb waren wir völlig blank', resümiert Mayensohn. Zum Vergleich: Ein Arbeiter verdiente damals zwischen 20 und 30 Pfennig pro Stunde.
Die nötigen Änderungen an der Maschine sollten auf dem elterlichen Hof in Hochgreut durchgeführt werden. Mangels Geld für den Transport musste die Maschine aber erst zu Fuß ins Allgäu gezogen werden: Also marschierten die drei an die 100 Kilometer mit ihrem Flugzeug im Schlepptau. Nach 28 Stunden erreichten sie abgekämpft das Ziel.
'Nachdem die erste Maschine flugfähig war, wurde mit der finanziellen Unterstützung meiner Eltern gleich darauf ein Hochdecker gebaut', fährt der Oberallgäuer Ikarus fort. Der Startschuss fiel im Dezember 1932. Und dreieinhalb Monate später, nach etlichen Nachtschichten, stand erneut ein Jungfernflug an. Eine abschüssige Wiese im Greut mit einer Länge von etwa 100 Meter diente als Rollfeld. 'Das war abenteuerlich, denn die Wiese endete in einem Steilhang.' Doch das Trio hatte Glück: Der Start ging glatt, der Hochdecker hob ab und zog seine Kreise über Betzigau.
'Dieser Erfolg hat uns ermuntert, den Hochdecker zu einem Volksflugzeug zu entwickeln', erzählt der Tüftler. Geldgeber für ein Flugzeugwerk waren bereits gefunden, als die Weltwirtschaftskrise die Investoren pleite gehen ließ. 'Der Traum ist wie eine Seifenblase zerplatzt', bedauert Mayensohn. Der Krieg machte schließlich alle weiteren Träume zunichte. Ein Tüftler ist Mayensohn fortan geblieben, die Fliegerei aber hängte er an den Nagel. Die ersten Flugversuche absolvierte Georg Mayensohn Ende der 20er Jahre mit diesem selbstgebauten Hängegleiter auf der hohen Schulter in Hauptmannsgreut.