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Mit dem Floß ging es

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Mit dem Floß ging es

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    in die Donaustädte Der letzte Kemptener Holzhandel ­ wie alles begann. Von Ralf Lienert Kempten Zu den ältesten Unternehmen in der Stadt zählt die Firma Greiter. Vor 200 Jahren gründeten die Brüder Michael und Mang Greiter in Härtnagel einen Holzhandel. Während sich die Vorväter der heutigen Inhaber als Flößer auf der Iller betätigten und vor allem in den Donaustädten ihre Ware verkauften, sehen Sylvester und Rudolf Greiter die Zukunft in der Euregio. Ein wichtiges Standbein sei vor allem der Handel nach Tirol und Vorarlberg, erklärt Silvester Greiter.

    Die Firmengründer wandten sich 1800 dem Handel mit Schnitt- und Rundhölzern zu. Das gehört zwar heute auch noch zum Sortiment, doch bestimmen Halbfertig-Fabrikate wie Spanplatten längst das Bild auf dem Firmengelände an der Ulmer Straße. Der Einzug der Eisenbahn am 1. April 1852 brachte einen grundlegenden Wandel in das Holzgeschäft der Greiters. Nachdem der Bahnverkehr zunahm und immer mehr Wehranlagen den Fluss der Iller hemmten, stellten sie die Flößerei ein. Die Greiters siedelten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Bereich des heutigen Hauptbahnhofs. Dort betrieben sie einen Holzhandel mit Dampfsäge- und Hobelwerk.

    Die Brüder Sylvester und Josef Greiter folgten 1927 dem Ruf von OB Dr. Otto Merkt. Der wollte auf einem neuen Industriegelände am Ostbahnhof zukunftsträchtige Firmen in der Nähe der Gleise ansiedeln. Die Greiters erwarben ein weitläufiges Gelände mit Bahnanschluss. 'In den zwanziger Jahren waren wir noch mit dem Fuhrwerk unterwegs und holten die Ware ab, ab 1930 fuhren wir mit einem Opel Blitz', erinnert sich Sylvester Greiter.

    Bomben zerstören Firma

    Den wohl schwärzesten Tag der Firmengeschichte erlebten die Greiters im Frühjahr 1945, als alliierte Bomber den Ostbahnhof mit einem dichten Bombenteppich belegten. Die Firmengebäude wurden bei zwei Angriffen getroffen und brannten komplett aus.

    Unter größten Schwierigkeiten machte sich die Familie in der rohstoffarmen Zeit an den Wiederaufbau. Der Eisenbahnanschluss erwies sich als nützlich und so gingen in der Nachkriegszeit zahlreiche Holzlieferungen vor allem ins Ruhrgebiet.

    Heute setzen die Brüder Rudolf und Sylvester auf einen 100-Kilometer-Radius um Kempten. Balken, Kantholzer und Bretter kaufen sie von Säge- und Hobelwerken zu. Die weitere Produktpalette reicht von Span-, Tischler- und Drei-Schicht-Platten über Bauelemente und Türen bis zu Peneelen.

    'Für das dritte Jahrhundert unserer Firmengeschichte setzen wir auf den grenzüberschreitenden Handel', so Greiter. Dornbirn, Bregenz und Tirol bis zum Fernpass gehören schon zu den regelmäßigen Touren. Die Inhaber des letzten Kemptener Holzhandels sehen einen wichtigen Aspekt in der Ökologie, vor allem beim Rohstoff Holz. Für Nachwuchs in der Firmenleitung ist auch gesorgt. Sylvester Greiters Sohn soll die lange Reihe seiner Vorfahren im kommenden Jahrhundert fortführen.

    i Rückschau und Blick nach vorne bietet das Buch 'Jahrhundert Blicke' auf Kempten 1900 bis 2000, erschienen im Allgäuer Zeitungsverlag und Verlag Tobias Dannheimer, erhältlich in den AZ-Service-Centern Zwingerstraße und Heisinger Straße sowie im Buchhandel. Als die Greiters noch als Flößer ihre Waren transportierten. Heute gehört die Firma zu den ältesten Unternehmen in der Stadt Kempten. Foto: privat

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