"Nur durch Lernen kommt man weiter", sagt Ali Gürler aus Blaichach. Der 36-Jährige hat viel erreicht in seinem Leben. Er arbeitet als technischer Informatiker beim Weltunternehmen Bosch, ist glücklich verheiratet, Vater von Zwillingen und hat gerade ein Haus für seine Familie gebaut.
Vor 22 Jahren hätten er und seine Umgebung nicht im Traum an eine solche Entwicklung gedacht. Denn mit 14 hatte Ali "null Bock auf nichts". Sein geliebter Vater war gestorben, und der türkischstämmige Bub, der in Deutschland geboren wurde und die Sprache bei seiner Ziehoma lernte, sah für sich keine Perspektive. Da nahm sich Sevdat Karakas seiner an. Der 49-jährige Maschinenbaumeister kannte Ali gut, die Eltern waren eng befreundet. Karakas weiß aus eigener Erfahrung, dass der Weg für einen Menschen mit Wurzeln in einem anderen Land nicht einfach ist. Er wurde in Istanbul geboren, kam mit sechs Jahren nach Deutschland. Aber er hatte Glück. Denn seine Eltern legten großen Wert darauf, dass alle vier Kinder einen richtigen Beruf erlernten. Sevdat Karakas, heute zweiter Vorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins in Immenstadt und Projektleiter des Kultur- und Bildungszentrums, fragte Ali, der gerade mit Ach und Krach den (einfachen) Hauptschulabschluss geschafft hatte, ob er ihn als "Bruder" anerkennen könne. Ali, der als Einzelkind bei seiner ausschließlich türkisch sprechenden Mutter lebte, war einverstanden. Karakas setzte sich bei seinem Arbeitgeber dafür ein, dass Ali eine Lehre als Mechaniker beginnen durfte - mit der Auflage, den "Quali" nachzumachen. Ali Gürler schaffte es tatsächlich mit der Hilfe von Karakas, gleich im ersten Lehrjahr den qualifizierenden Hauptschulabschluss nachzuholen. Und er beendete erfolgreich nach dreieinhalb Jahren seine Lehre. Erst dann, sagt Gürler heute, "habe ich kapiert, dass ich lernen muss". Der Computerfreak startete eine zweite Lehre zum Elektroniker, seinem erklärten Traumberuf. Danach arbeitete er im Servicebereich. Doch sein Ehrgeiz, so Karakas, trieb Gürler weiter. Neben seinem Beruf begann er ein Fernstudium, war nach drei Jahren technischer Informatiker.
Jetzt träumt er davon, den Ingenieur zu machen. "Wer was werden will, muss sich hinhocken und lernen", ist Ali Gürler überzeugt.