Der Blick aus dem Fenster am Morgen bringt die Entscheidung: Regenreifen. Auch wenn mal die Sonne aus den Wolken spitzelt, ist die Strecke nass. "Der erste Lauf ist immer risikoreich", sagt Wendl Egger. Der 52-jährige Elektromeister aus der Nähe von Illertissen ist einer von 200 Teilnehmern am 11. "Jochpass-Memorial" in Bad Hindelang. Lässig schiebt er seine 35 Jahre alte "Formel V" unter bewundernden Blicken der Zuschauer an den Start.
Auch Ulli Birsner (52) treibt sein Rennmobil per Muskelkraft an, bei laufendem Motor. Der schwarze BMW M 1 (Baujahr 1979) mit 300 Pferdestärken unter der Haube hat nicht etwa schon vor dem ersten Wertungslauf am Samstag einen Defekt. Der Motor soll warm laufen, erklärt der Freiburger Unternehmer. Zwar hofft er die knapp sieben Kilometer lange Bergstrecke bis Oberjoch mit ihren 105 Kurven in vier Minuten zu schaffen. Aber bis zum Start des Rennens sind es noch zehn Minuten. Rechnet er sich einen Top-Platz aus? Birsner lächelt: "Ich fahre aus Spaß mit".
Der Jochpass ist für ihn einmalig: "Die Kurven sind das, was man sich wünscht", sagt Birsner. Zum siebten Mal fährt er mit. Kaufmann Jens Mohnkopf (46), der zum zweiten Mal mit seinem blau-orangefarbenen Porsche 911 dabei ist, schätzt ebenfalls die kurvenreiche Straße. Er ist aber auch angetan von den Zuschauern. Manchmal wird er mit Kuhschellengeläut angefeuert.
Auf diese Begleitmusik haben die beiden Oberjöchler Stefan (15) und Börn (13) allerdings verzichtet. Sie sind am Morgen den Pass hinuntergelaufen und interessieren sich jetzt vor allem für die Motorräder, die mit aufheulenden Motoren ungeduldig auf den Start warten. Dorthin hat sich inzwischen Wendl Egger mit seiner "Formel V" durchgekämpft. Tief sitzt er in seiner "Badewanne", den Kopf mit Sturmhaube und Brille vermummt.
Endlich senkt sich die Startflagge, und Egger brettert los mit brüllendem Motor. Qualm wabert über die Straße. Doch Urlauberin Asta Kirsch strahlt. Nacheinander brausen sie dann den Pass hinauf, die Oldtimer aus den 20er- und 30er-Jahren, die Bentleys und Jaguare, die Alfas, Käfer und Porsches