Ein Feuerwehrfahrzeug läutet am Dienstagabend die Ankunft der Radlergruppe aus Plabennec vor dem Rathaus in Waltenhofen ein. Rund 80 Gäste aus der Partnergemeinde, die schon am Freitag per Auto oder Bus gekommen sind, stimmen ein Hoch auf ihre Heimat an, singen "Vive la Bretagne". Die Musikkapelle Waltenhofen spielt eine schmissige Polka. Rund 200 Einheimische und Gäste begrüßen johlend und klatschend die Sportler. Zumindest die 18 Rad fahrenden Franzosen haben eine Mammuttour hinter sich: Fast 1400 Kilometer in zehn Tagen - die Sportradler schafften die Distanz gar in einer Woche. Acht Radler aus Waltenhofen holten ihre Freunde der Partnergemeinde an der Rheinbrücke bei Neuenburg ab. Zusammen gings die letzten 176 Kilometer über den Bodensee, Ravensburg, Wolfegg, Kisslegg, Beuren, Friesenhofen und das Kürnachtal nach Waltenhofen.
"Ein Gefühl der Freiheit"
Plabennecs Bürgermeister Jean Luc Bleunven gehört zur Gruppe der "gemütlichen Zehn-Tages-Radler" lobt das gute Netz von Fahrradwegen in Deutschland und die Sehenswürdigkeiten. Auf die habe Walter Jungwirth von der Waltenhofener Radlergruppe aufmerksam gemacht: Der Bodensee (leider im Regen), Kloster Birnau, Ravensburg (die Stadt der Türme) und vieles mehr Bleunven freut sich schon kurz nach der Ankunft auf eine heiße Dusche. Seine Finger zeigen deutliche Arbeitsspuren. Allein am Dienstag, so lässt er achselzuckend über Dolmetscherin Ursula Herrmann erklären, habe er zweimal seinen Fahrradreifen flicken müssen. Übernachtet habe die Gruppe täglich im Grünen in kleinen Zelten auf Isomatten. Bleunven: "Das gibt ein Gefühl der Freiheit." Die erste Nacht in Deutschland in einer Pension sei allerdings wunderbar komfortabel gewesen
Der passionierte Radfahrer Walter Jungwirth lobt die Franzosen. "Ich bin wirklich erstaunt über deren Leistungsvermögen, mein Respekt." Dabei sei das Material der meisten Franzosen "simpel". Die Waltenhofener dagegen kommen Jungwirth da wie wahre Perfektionisten vor. Manche seien gar mit Navigationsgerät unterwegs gewesen, die meisten hatten Radlertrikot und Radhose an. So auch Michael Scholz und Rainer Bösch. Es habe nur ein paar kleiner Reparaturen bei den Franzosen gegeben, ansonsten habe alles bestens gepasst. Vier Mann seien allerdings kurzzeitig verloren gegangen. "Doch dank Handy haben wir sie problemlos wiedergefunden," so Bösch.
Mit ein paar Blessuren ist Claude Fily in Waltenhofen angekommen: Zweimal sei er in Deutschland gestürzt. Aber "kein Problem", meint der Franzose. Die Reise sei wunderbar gewesen. Er habe - auch in Frankreich - viele kleine Dörfer kennengelernt, durch die man mit dem Auto niemals fahre. Auffällig in Deutschland sind für ihn die sauberen Dörfer, das grüne, hügelige Land.
Gar als "historischen Tag" bezeichnete Waltenhofens Bürgermeister Eckhard Harscher die Ankunft der Radler aus Plabennec. Die freuten sich auf einige schöne Tage im Allgäu.
Morgen gehts allerdings wieder zurück. Zusammen mit den anderen 80 Gästen aus Plabennec, und zwar mit Auto und Bus.