Ganz im Zeichen von Frédéric Chopin steht die erste "Internationale Klavierakademie", die die renommierte kanadische Pianistin Janina Fialkowska an der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf leitet. Anlässlich Chopins 200. Geburtstag hat die weltweit gefeierte Chopin-Interpretin sechs junge Talente eingeladen, die ihr als Jurorin bei internationalen Wettbewerben auffielen.
Sie stehen am Beginn ihrer Pianistenkarriere und treten selbst in drei Abendkonzerten auf. Nachwuchsförderung ist für Fialkowska (59) ein Herzensanliegen, denn zu ihrem eigenen Mentor wurde beim Wettbewerb 1974 in Tel Aviv der legendäre Pianist Arthur Rubinstein.
Die Kanadierin, die inzwischen auch in Bayern beheimatet ist, gilt als große Dame der Pianistenzunft. Voller Spannung erwartete das Publikum Fialkowskas Chopin-Interpretation beim Eröffnungskonzert der Klavierakademie. Sie begann mit Mendelssohns "Liedern ohne Worte" und mit Schumann. Doch gerade bei Chopin zeigte sich die überragende Souveränität, wurde die außergewöhnliche Gestaltungskunst dieser Interpretin greifbar.
Auf neue Weise schien sie ihrem Publikum den polnisch-französischen Maestro zu zeigen. Wahrscheinlich sind es die väterlicherseits polnischen Wurzeln, die Janina Fialkowska dieses spezifische Gespür für Rhythmus mitgaben, mit dem sie die beiden Mazurkas D-Dur und a-Moll mit Leben füllte. Unter ihren Händen gewann gerade diese polnische Tanzform zauberhafte Vollendung.
Schwere Krankheit überwunden
Betörend wirkte auch ihr singender Ton, mit dem sie die cis-Moll-Polonaise gestaltete. Dabei machte sie die bedrohliche Kantigkeit wie auch die lyrische Schönheit spürbar. Bei Chopins Grande Valse Brillante zeigte die Pianistin den übermütig glitzernden Klangrausch, spürte aber ebenso die verschatteten zart wispernden Stimmen auf.
Fialkowska zeigte sich als Solistin mit absolutem Anspruch an technische Virtuosität, die sie nach der schweren Erkrankung ihres linken Arms 2002 zurückgewonnen hat. Zugleich ist ihr Spiel bewegend in seiner Natürlichkeit und lebensweisen Abgeklärtheit. Bei den beiden Préludes entfaltete die Künstlerin eine wunderbare Gelöstheit. Im h-Moll-Scherzo ließ sie noch einmal die harsche Wucht, die Lust an der französisch geprägten Eleganz, den virtuosen Spuk aufblitzen. Einhelliger Jubel für eine "grande dame" der Chopin-Interpretation.
Ein weiteres Konzert der Klavierakademie gibt es am heutigen Mittwoch, 15. September. Grzegorz Niemczuk (Polen) und Christopher Devine (Schottland) spielen ab 19.30 Uhr Werke von Schumann und Chopin in der Musikakademie.