Oberstdorf(sh). - Die Krampfadern kamen, als sie 17 Jahre alt war. Bis heute hat die Frau aus Ulm mehrere schmerzhafte Operationen hinter sich gebracht - endgültig geheilt wurde sie aber nie. Die ambulante Chiva-Methode gab ihr nun aber neue Hoffnung - und so legte sich die Frau als eine von mehreren Patienten bei einer Tagung deutscher Venenspezialisten in Oberstdorf unters Messer. Krampfadern entstehen, wenn sich die knapp unter der Haut liegenden Beinvenen krankhaft erweitern. Venen sind im Körper dafür zuständig, verbrauchtes Blut zum Herzen zurückzuleiten. Alle größeren Venen des Körpers sind mit Klappen ausgestattet, die ähnlich wie Rückschlagventile in einem Haus funktionieren: Sind die Klappen geschlossen, kann das sauerstoffarme Blut nicht wieder zurück ins Bein fließen. Sind die Venen aber erweitert, funktionieren die 'Rückschlagventile' nicht mehr richtig - nur noch ein Teil des verbrauchten Blutes gelangt zurück zum Herzen. Für die Behandlung dieser Krampfadern gibt es verschiedene Methoden - eine sehr bekannte ist das 'Stripping'. Dabei werden die kranken Venen gänzlich aus dem Bein entfernt. Im Vergleich dazu relativ neu ist Chiva, im Französischen eine Abkürzung für 'ambulante, venenerhaltende, Blutfluss korrigierende Behandlung von Krampfadern'. Entwickelt wurde die Methode in den 80er-Jahren von dem französischen Arzt Claude Franceschi. Die Weiterverbreitung hat sich die Deutsche Chiva-Gesellschaft auf die Fahnen geschrieben. Der in Bayern nach eigenen Worten bislang einzig von der Gesellschaft zertifizierte Arzt ist Dr.
Andreas Hildebrandt, Chirurg am Oberstdorfer Krankenhaus. Er erklärt, wie Chiva funktioniert: 'Zunächst stellen wir mit Ultraschallwellen fest, welche Venen erweitert sind, wo also das verbrauchte Blut wieder zurück ins Bein fließt.' Die entsprechende Stelle wird dann auf dem Bein markiert. Anschließend folgt die ambulante Operation mit örtlicher Betäubung. Manchmal genügt ein einziger kleinen Schnitt an der markierten Stelle. Dann bindet der Arzt die kranke Ader von der Hauptvene ab und durchtrennt die beiden schließlich. In vielen Fällen muss die Wunde anschließend nicht einmal genäht werden. Die Vorteile dieser Methode: 'Im Gegensatz zum Stripping hat der Patient hinterher keine großflächigen blauen Flecken und Schmerzen und kann direkt nach der Operation wieder laufen', sagt Hildebrandt. Aber: 'Chiva ist nicht für alle Patienten geeignet. Der Arzt muss je nach Art der Erkrankung die richtige Methode wählen.' Außerdem hat Chiva gegenüber dem Stripping den Nachteil, dass sich der kosmetische Effekt möglicherweise erst nach sechs bis acht Wochen einstellt. Ein zweiter Eingriff kann notwendig werden oder sich eine oberflächliche Venenentzündung bilden. Von den gesetzlichen Krankenkassen wird die Operation bislang nicht bezahlt. Jetzt wird es auch für die Patientin aus Ulm ernst. Gleich wird Hildebrandt seinen Ärztekollegen an ihrem Beispiel zeigen, wie nach der Chiva-Methode operiert wird. 'Wissen Sie', sagt die Frau, 'vielleicht kann ich dann wieder kurze Hosen und Röcke tragen, ohne mich zu schämen.'