Von Thilo Jörgl, Marktoberdorf/Füssen/Kaufbeuren - Wenn Ulrich Jung am 19. März zur Premiere seines Spielfilms über den roten Teppich vor der Marktoberdorfer Filmburg spaziert, werden dem 19-Jährigen so einige Ereignisse aus den vergangenen drei Jahren durch den Kopf gehen. Wen er alles kennen lernte, an welchen Orten er drehte, was alles an Pannen passierte. Und er wird sich vielleicht an jene erinnern, die vor drei Jahren mit dem Zeigefinger an die Schläfe tippten, als der damals 17-Jährige ihnen erzählte, dass er einen 90-minütigen Spielfilm im Ostallgäu drehen wolle. 'Anfangs gab es viele, die sagten, dass wir Spinner sind', erzählt Ulrich Jung. Jetzt, wenige Tage vor der Premiere des Films 'The mint green room', erinnert sich der Altdorfer daran, wie alles begann. Vor drei Jahren filmt er mit seinem Freund Peter Reichhart 'in der Gegend herum' und eines Tages kam den beiden die Idee, Nägel mit Köpfen zu machen. Nicht einen Kurzfilm, sondern gleich einen eineinhalb Stunden langen 'Allgäu-Movie' wollten die beiden Filmbegeisterten drehen. Ihr Anspruch: 'Das Ganze sollte möglichst gut gemacht sein.' Zusammen mit Tanja Hackenberg aus Mauerstetten schrieben die Jung-Filmer ein Drehbuch. Thematisch einigte man sich auf ein Drama, das sich mit dem Thema 'Klonen' beschäftigt, wobei - wie Jung sagt - kein Horrorstreifen á la 'Frankenstein' entstehen sollte. Etwa ein Jahr lang malten sich die Jugendlichen 26 Filmszenen aus und überlegten sich, wo und vor allem wie der Film ablaufen könnte. 'Eigentlich dachten wir, dass wir nach einem Jahr schon den Film fertig haben', sagt Jung, der im vergangenen Jahr sein Fachabitur in Kaufbeuren machte. Doch das Mammutprojekt braucht mehr Zeit. Allein die Zahlen sprechen für sich. 26 Szenen wurden mit bis zu 100 Statisten gedreht. 20 Drehorte - von der Klosterbibliothek in Füssen bis zum ehemaligen Gefängnis in Kaufbeuren - mussten begutachtet werden. Als größtes Problem stellte sich für Jung heraus, alle Beteiligten und Helfer an Dreh-Wochenenden unter einen Hut zu bringen. Nicht nur einmal war Jung über den Verlauf der 15000 Euro teuren Produktion 'ziemlich geknickt'. 'Ohne die Unterstützung meiner Familie hätte ich den Film nicht geschafft', meint Jung, der sowohl hinter als auch vor der Kamera stand. Auch in der Familie drehte sich immer mehr um den Film des Sohns, der im Marktoberdorfer 'mobilé' seine ersten Schauspiel-Erfahrungen sammelte. Vater Peter wurde für eine Rolle verpflichtet. Seine jüngere Schwester war Casting-Chef für 100 Statisten. Unterstützung bekam Jung aber auch von lokalen Firmen oder Institutionen. Ein Marktoberdorfer Unternehmen sponsorte Teile für den Kamera-Kran, von der Pfarrei St. Martin und aus dem 'mobilé'-Fundus bekam er Kostüme für den Film, der Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Bald waren auch fast alle seiner Freunde am Set. Statt am Wochenende bis im Morgengrauen in die Disco zu gehen, drehten die Jung-Filmer wieder eine Szene. Derzeit arbeitet Jung noch an den Vorbereitungen für die Premiere. T-Shirts werden gedruckt, DVDs gebrannt, Gästelisten erstellt.
BR brachte Kurzbeitrag Im den kommenden Monaten hofft das Team um Regisseur Jung, den Film auch in Kaufbeuren, Füssen und anderen Orten zeigen zu können. Aufsehen erregten die Filmer inzwischen auch schon beim BR, der einen Beitrag über 'The mint green room' sendete. Noch steht nicht fest, ob durch DVD-Verkauf und Kino-Eintritte die Ausgaben für das Projekt gedeckt werden können. Sicher ist indes, dass Ulrich Jung für seine Bewerbung als Student an der Filmhochschule Berlin keinen 'Bewerbungsfilm' drehen muss. Er schickt seinen Allgäuer Streifen ein. Und vielleicht öffnet ihm der 'mintgrüne Raum' die Türen in die dunklen Kammern der professionellen Studios. Wenn nicht, dann hat er zumindest jenen ein Schnippchen geschlagen, für die er vor drei Jahren ein 'Spinner' war. i Kartenbestellungen für die öffentliche Vorführung (ab 12 Jahren) in der Filmburg am 20. März (um 16 Uhr) gibt es unter Telefon 08342/40185 oder 08342/916683. Infos im Internet unter www. gmi-online. com