Nicht nur im Allgäu, sondern auch in Afrika und in den Entwicklungsländern bereiten die niedrigen Milchpreise den Bauern Probleme. Mit dieser Aussage begrüßte Jakob Erd, Vorsitzender des Freundeskreises Lateinamerika in Nesselwang, die Besucher eines Vortrags im Pfarrheim mit Marlies Olberz von der FIAN-Gruppe München (siehe Wortweiser).
Marlies Olberz zeigte am Beispiel Sambias auf, wie billig aus Europa gelieferte Milch den heimischen Bauern schadet. Milch ist erst seit wenigen Jahren eine Einkommensquelle in Sambia. Eigentlich werden Kühe dort ihres Fleisches wegen gezüchtet. Mithilfe europäischer und US-amerikanischer Entwicklungshilfe gründeten in Sambia kürzlich 300 Landwirte eine Kooperative, die Milch an den südafrikanischen Konzern Parmalat liefert. Die Kleinbauern melken noch von Hand und die Milch wird per Fahrrad oder Ähnlichem zur Sammelstelle gebracht. Monatlich wird abgerechnet. So ist die Existenz der Bauern gesichert. Dies ist in Gefahr, wenn zum Beispiel Milchpulver aus europäischer Überschussproduktion zu billigen Preisen nach Sambia gelangt. Das droht im Rahmen von Wirtschaftsabkommen, die die EU mit Sambia schließen möchte, um dessen Märkte zu öffnen und Zölle abzuschaffen.
Selbst die Einstufung als sensibles Produkt reicht nicht, da trotz Billigimporten die Zölle nicht angehoben werden dürfen.
"Eine fatale Geschichte"
Europa gewähre sich mit Schutzzöllen einen nahezu perfekten Außenschutz, so Olberz weiter. Entwicklungsländer müssten dagegen ihre Schutzzölle massiv herunterfahren. Statt die Milchmenge angesichts rückläufiger Nachfrage zu begrenzen, würden die Milchquoten angehoben. Im vergangenen Jahr gab die EU rund 600 Millionen für die Lagerhaltung und Exportsubventionen im Milchbereich aus. "Wenn man sich dann die Situation der Milchbauern anschaut, ist das eine fatale Geschichte", so Olberz. Es sei ein Programm, das so nicht funktionieren könne.
In der einstündigen Diskussion meldete sich unter anderem Rolf Leumann zu Wort. Als Ortsobmann war er vor kurzem aus dem Bauernverband ausgetreten, weil er dessen auf weitere Produktionssteigerung abzielende Politik nicht mehr mittragen wollte (wir berichteten). Er informierte die Zuhörer aus seiner Sicht sehr ausführlich über Probleme der einheimischen Milchwirtschaft mit Überschussproduktion und Dumpingpreisen für Milchprodukte. (epp)