Altersvorsorge-Tarif mit Pilotcharakter betrifft rund 7000 Arbeitnehmer alleine im Allgäu Kempten (elm). Peter Schmidt ist wirklich kein Versicherungsvertreter aber seit Wochen ist der Allgäuer Gewerkschaftler ständig zum Thema Altersvorsorge unterwegs. Der Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG) stellt in Allgäuer Milchwirtschaftsbetrieben das jüngst auf bayerischer Ebene ausgehandelte Pensionskassen-Modell dieser Branche vor laut NGG für eine große Branche in der deutschen Ernährungswirtschaft der erste Tarifvertrag, der die Altersvorsorge so detailliert regle und alleine durch dne hohen Arbeitgeberbeitrag den Lebensstandards im Alter sichern helfe.
Und das, so Schmidt, sogar ohne eine Nutzung der so genannten 'Riesterförderung'. Nutzen könne man die freilich für zusätzliche Eigenbeiträge. in die selbe Pensionskasse. Die NGG empfiehlt deshalb ihren Mitgliedern in der Milchwirtschaft, keine privaten Verträge nach dem Riester-Modell abzuschließen.
Von den rund 15000 Arbeitnehmern dieser Branche arbeiten rund 10 000 in Schwaben, davon wieder knapp 7000 im Allgäu die hiesigen Milchwirtschaftler sind also die 'Hauptgewinner' der neuen Regelung. Ihr Ziel aus Gewerkschaftssicht: 'Wir wollten gemeinsam mit den Arbeitgebern einen Weg finden, die aus der Rentenreform folgende Absenkung des Rentenniveaus auf 65 bis 70 Prozent auszugleichen.' Das sei gelungen. Man hat sich für eine Pensionskasse entschieden also eine externen Partner, bei dem der Arbeitnehmer direkt als Mitglied geführt wird.
Neben einer Übernahmeregelung für Auszubildende und einer Entgelterhöhung von 3,05 Prozent (wir berichteten) ist die Altervorsorge die tragende Säule des Tarifvertrags. Geeinigt habe man sich allerdings erst nach einigen Verhandlungsrunden und nachdem man in einigen Betrieben Überstunden verweigert und Warnstreiks angedroht hatte.
Kern des Pilotabschlusses: Eine für alle Arbeitnehmer verbindliche Pensionskasse, in die der Arbeitgeber für jeden Mitarbeiter jährlich 1200 Mark einzahlt. Der Betrag setzt sich zusammen aus einer Umwidmung bisher bezahlter vermögenswirksamer Leistungen von 936 Mark, dem daraus nicht mehr anfallenden Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung in Höhe von 188 Mark und schließlich einem weiteren Arbeitgeberanteil von 76 Mark. Laut Schmidt könne so alleine beispielsweise ein 30-jähriger Arbeitnehmer bei einem Gesamtzins der Pensionskasse von sieben Prozent und Rentenbeginn ab dem 65. Lebensjahr eine monatliche Zusatzrente von rund 1020 Mark beanspruchen, Ein Arbeitnehmer mit 40 Jahren könne bei gleichen Bedingungen mit einer monatlichen Zusatzrente von rund 500 Mark rechnen.
Darüberhinaus können Arbeitnehmer freiwillig Eigenbeiträge einzahlen entweder durch so genannte Entgeltumwandlung oder nach den Regelungen der 'Riesterförderung'. Die Pensionskasse werde so flexibel gestaltet, dass bei einem Arbeitgeberwechsel die Altersvorsorge vom Arbeitnehmer oder seinem neuen Arbeitnehmer fortgeführt werden kann.
Hans Schuwald, Personalchef bei Hochland in Heimenkirch und für die Arbeitgeberseite Mitglied der Tarifkommission, hält den Vertrag für vorbildlich. Eigene betriebliche Regelungen wie sie beispielsweise Hochland hat, blieben im Grunde unberührt. Ob man sie langfristig modifiziere, sei offen.