Buchloe"Ich bin sehr froh, in Buchloe zu sein, weil ich das Gefühl habe, dass die Leute wahnsinnig gerne musizieren und hinter ihrem Verein stehen." Der 27-jährige Michael Werner aus Stadtbergen bei Augsburg blickt nach den ersten Proben als neuer Dirigent der Stadtkapelle Buchloe positiv in die Zukunft.
Er ist in der Gennachstadt ohnehin kein Unbekannter, unterrichtet er doch schon seit einiger Zeit den Schlagzeuger-Nachwuchs der Stadtkapelle und die Schlagzeugschüler an der Buchloer Musikschule. Werners Wurzeln liegen im Mährischen. Kurz vor der Wende im früheren Ostblock ist er zusammen mit seinen Eltern von Olmütz aus in den Westen geflohen. Beide Eltern waren Berufsmusiker: der Vater Schlagzeuger an der Philharmonie Olmütz, die Mutter sang im Opernchor. Schon bald dachte man an ein Musikstudium.
"Mit 14, 15 Jahren hat mein Vater gemerkt, da geht was." Dann habe er "das ganze Programm" absolviert: kombiniertes Schlagzeug, Stabspiele, Pauken und Perkussionsinstrumente.
Erste Blasmusikerfahrung sammelte Werner mit zehn Jahren in Gersthofen. Mit 19 Jahren stand er zum ersten Mal am Dirigentenpult: Thierhaupten, Schmiechen, Aichstetten und Westendorf bei Meitingen waren seine Stationen, bevor er in Buchloe begann.
Nach seinem Schlagzeugstudium hat er seit diesem Herbstsemester in Augsburg das Fach Blasorchesterleitung bei Maurice Hamers belegt. Den niederländischen Dirigierprofessor, der auch das Schwäbische Jugendblasorchester im ASM leitet, kennt er durch Mitwirkung im Praktikumsorchester und Besuch des Instrumentationsunterrichtes schon seit 2000.
Mit der Vorstandschaft der Stadtkapelle hat Werner besprochen, dass er in Zyklen arbeiten wird: Im Herbst viel Konzertantes als Vorbereitung auf das Jahresschlusskonzert, zu Beginn eines neuen Jahres gehe er dann "auf die Unterhaltungsebene, damit eben beide Felder richtig bedient werden können."
Steht ein Wertungsspiel an, dann sollen die Proben gemischt gestaltet werden. Ein Wertungsspielbesuch komme für ihn aber nur alle zwei Jahre infrage. "Wertungsspiele sind immer ein Grund, um wirklich intensiv arbeiten zu können, bringen aber auch Unruhe in den Jahresablauf." Beim anstehenden Jahresschlusskonzert möchte Werner im zweiten Teil den Schwerpunkt auf wertvolle Unterhaltungsmusik setzen. "Da werden auch drei, vier Stücke drin sein, die man auch im Zelt spielen kann."
Generell möchte er viel auf das vorhandene Repertoire aufbauen. "Warum soll man bei dem riesigen Archiv der Stadtkapelle ständig neue Stücke einstudieren? Auch die Sinfonieorchester spielen ihr Repertoire tausendfach." Das Vorhandene könne so einfach besser reifen.
Werner kann sich vor dem Hintergrund der vielfältigen Instrumentierung der Stadtkapelle auch vorstellen, dass ab und zu in kammermusikalischen Besetzungen musiziert wird. "Solche Stücke bringen die Leute viel mehr an die Musik heran." Außerdem würden Gehör und Zusammenspiel geschult.
Ein wichtiges Anliegen verrät er zum Schluss des Gespräches: die Bündelung der musikalischen Energien in der Stadt. So habe er bereits Kontakt zur Kirchenmusik Buchloe aufgenommen und geschrieben, dass er sich auf eine Zusammenarbeit freue. "Das, was an Musik in Buchloe ist, möchte ich so gut wie möglich verknüpfen." Joachim Buch