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Messe von Jos. Haiden entdeckt

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Messe von Jos. Haiden entdeckt

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    Ist Fund in Ottobeurer Pfarrkirchenstiftung Werk des berühmten Komponisten Joseph Haydn?Von unserer Mitarbeiterin Irmtraud Brunk Ottobeuren In Ottobeuren könnte ein fast sensationeller Fund gemacht worden sein. Der Musiker Friedrich Hägele entdeckte in der Pfarrkirchenstiftung die Abschrift einer Missa solemnis, die gezeichnet ist mit 'Jos. Haiden'. Ob die Messe aus der Feder des berühmten österreichischen Komponisten Joseph Haydn (1732 bis 1809) stammt, sollen nun wissenschaftliche Untersuchungen klären.

    Hägele fand das Werk im Musikarchiv der Pfarrkirchenstiftung Ottobeuren, das Handschriften vom 16. bis 18. Jahrhundert aufbewahrt. Handelt es sich bei der Missa solemnis um ein Originalwerk Haydns? Wer sich mit Musikgeschichte befasst, weiß, dass die Schreibweise Haiden statt Haydn so ungewöhnlich nicht ist. Joseph Haydns Urgroßvater schrieb sich Caspar Haiden nach seinem Geburtsort Datten auf der Haiden. Mehrmals taucht diese Schreibweise auch auf Manuskripten auf, die Joseph Haydn betreffen. Bei der im Ottobeurer Musikarchiv aufbewahrten Partitur handelt es sich um eine Abschrift. Wer sie verfasste und nach Ottobeuren verbrachte, lässt sich nicht mehr belegen.

    Dieses historische Musikarchiv, das von Dekan P. Johannes Schaber OSB betreut wird, weist neben Partituren eigener Klosterkomponisten zahlreiche handschriftliche Kopien auf, die auf die engen Beziehungen der Ottobeurer Benediktinerabtei mit anderen Benediktinerklöstern, vor allem aber zur benediktinischen Universität Salzburg verweisen. Joseph Haydn und sein Bruder Johann Michael, ebenfalls Komponist, pflegten wiederum gute Kontakte zur Benediktineruniversität Salzburg.

    Mühselige Kleinarbeit

    Ist auf diesem Weg die Abschrift mit dem kompletten Titel 'Missa solemnis a Canto Alto, Tenore, Basso, II. Violinis, II. Hautbois, II. Clarinis, Alto Viola oblig., Organo & Basso ad Chorum Ottoburensem, Auth. Jos. Haiden', nach Ottobeuren gelangt? Das könnte gut sein, meint Friedrich Hägele. Ihm ist es zu verdanken, dass die Partitur nach ihrem 'stummen' Dasein im Archiv nun wieder als lebendige Musik zu hören ist. Hägele, Chorleiter in Aalen, ist ein häufiger 'Kunde' des Ottobeurer Musikarchivs. Aber nicht nur dort, auch in anderen Klosterbibliotheken, Stadtarchiven und Bibliotheken von Fürstenhäusern forscht der historisch interessierte Musiklehrer gern nach alten musikalischen Handschriften und hat vieles in mühseliger Kleinarbeit wieder aufführungsfähig gemacht.

    Das bedeutet detektivisches Arbeiten am PC, denn es muss nicht nur die oft schwer lesbare Handschrift entziffert und in das heutige Notensystem übertragen werden, of sind auch augenscheinliche Fehler einer Abschrift zu korrigieren oder fehlende Stimmen zu ergänzen. Die in Ottobeuren aufbewahrte Festmesse von Jos. Haiden, von der Hägele weitere Kopien in Kirchen- und Adelsarchiven in Tschechien und Ungarn aufstöberte, verweise in Stil und Qualität auf Joseph Haydn, ist sich Hägele sicher. Einen schlüssigen Beweis müsse die Musikwissenschaft erbringen.

    Lebhaften Anteil an Hägeles Schatzsuche in Musikarchiven nimmt Mario Schwarz, Leiter des Collegium Cantorum in St. Gallen, der bereits mehrere Neuentdeckungen Hägeles aufgeführt hat. Im Rahmen des Internationalen Bodensee-Festivals ließ er die Haiden-Messe neulich in Kirchen zu Arbon, St. Gallen und Konstanz erklingen. Wird man sie auch in Ottobeuren hören? Damit sei der eigene Chor etwas überfordert, meint P. Johannes Schaber. Er verweist darauf, dass die Schätze des Ottobeurer Musikarchivs mit Werken eigener Klosterkomponisten und Abschriften immer wieder aufgeführt werden.

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