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Menschen glücklich zu machen ist herrlich

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Menschen glücklich zu machen ist herrlich

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    Deutschlands Sportler tragen Trautmanns Einlagen Kaufbeuren (rö). Bobweltmeister Christoph Langen trägt sie, Judo-Olympiasieger Udo Quellmalz, die Profis von 1860 München und Unterhaching, einige von Borussia Dortmund und den Stuttgarter Kickers, auch Katharina Witt. Mit seinen Einlagen bringt der Orthopädie-Schuhtechniker Martin Trautmann aus Kaufbeuren immer mehr prominente Sportler 'auf die Füße'. Das beweisen schon die zahlreichen Autogramme und Danksagungen, die in den Räumen seiner Werkstatt hängen. Doch mit den Namen seiner Kunden geht Trautmann gar nicht gern hausieren. Der Diskretion wegen, aber auch, 'weil Namen und Titel gar nichts sind. Was zählt, ist der Mensch.' Und diesen Menschen 'glücklich zu machen', weil er ihm mit Einlagen oder anderen orthopädischen Hilfsmitteln zu schmerzfreiem Gehen verhelfen kann, 'das ist meine eigentliche Intention, das ist herrlich. Ich habe einen absolut erfüllenden Beruf.'

    Trautmann stammt aus einer südbadischen Schuhmacherfamilie, deren Tradition bis auf das Jahr 1889 zurückgeht. Vier Söhne, alle Meister ihres Fachs, führen die Tradition fort. Auf der Berufsschule lernte er seine Frau Regina kennen, die damals im gleichen Handwerk Bundessiegerin wurde. Trautmann selbst schloss 1992 seine Meisterprüfung als bester Meister seit Bestehen des Handwerks ab. 'Danach hatte ich 17 Angebote auf dem Tisch, sogar eines aus Japan', erzählt der 35-Jährige. Zunächst jedoch widmete er sich einem Projekt der Uni Zürich mit der Schweizer Skinationalmannschaft, damals mit Peter Müller, Pirmin Zurbriggen und Michael von Grüningen.

    1993 machte er sich in Kaufbeuren selbstständig. Er übernahm zusammen mit seiner Frau und einem Gesellen das kleine Schuhhaus Vojta. Das bedeutete: Tag für Tag im Geschäft, keine Nacht mehr als vier, fünf Stunden Schlaf, keinen Urlaub. 'Während des Tänzelfest-Lagerlebens wurden vor dem Haus Münzen geprägt. Da war ich froh: Da konnte ich meine Maschinen auch bis Mitternacht laufen lassen.' Mittlerweile ist das Unternehmen in die Sedanstraße umgezogen. Auf 470 Quadratmeter sind Schuhhaus und Orthopädie-Werkstatt untergebracht, Räume für Fußanalysen und Fußpflege.

    Trautmann beschäftigt inzwischen 20 Mitarbeiter. Und von denen verlangt er viel, sagt er. 'Ich bringe sie oft an ihre Leistungsgrenze.' Denn für ihn sei eines wichtig: 'höchste Qualität. Deswegen habe ich auch meine eigene Werkstatt, damit ich keine Massenware geliefert bekomme.' Außerdem ist er stolz darauf, dass seine Werkstatt mit der neuesten Technik, entwickelt nach den neuesten Gesichtspunkten der Biomechanik, ausgerüstet ist. Und wenn die Technik nicht ganz seinen Vorstellungen entspricht, dann entwickelt Trautmann ein Gerät schon auch mal selbst.

    Qualifizierte Mitarbeiter

    Weil es schwierig sei, Mitarbeiter zu finden, die den hohen Ansprüchen des Chefs genügen, 'müssen wir selbst ausbilden'. Derzeit beschäftigt Trautmann zwei Auszubildende. Dabei ist ihm eines wichtig: Dass der Chef selbst stets in der Lage ist, jedem alles vorzumachen. Ständige Weiterbildung ist selbstverständlich, auch für ihn. 'Mitarbeitermotivation ist bei uns jedenfalls kein Thema', ist Trautmann stolz. Die enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Physiotherapeuten hält Trautmann für das wichtigste Element in Abstimmung zu den zu versorgenden Kunden. Der Erfolg scheint ihm recht zu geben: Da ist die 'normale' Kundschaft, die aus der gesamten Region kommt. Die Spitzensportler rennen ihm die Türe ein, erst jetzt ist er auf Einladung des Bundestrainers wieder beim Bob-Kader. Auch die Golfer liegen Trautmann am Herzen: Er plant einen Golfabschlagplatz in seiner Werkstatt, um möglichst genaue Bioanalysen machen zu können. Ein weiteres Spezialgebiet ist die Versorgung von Diabetikern, die wegen fehlender Nervenrückmeldungen in den Füßen besonders anfällig für Druckstellen sind. Seit einem Jahr hat Trautmann mit Christian Lucke auch einen 'erstklassigen Fachmann' für Prothetik als Kompagnon. Der Stress ist noch immer enorm. Auch heute gibt es noch Nachtschichten. Die Zeit für die Familie ist 'oft zu kurz', wie er zugibt. Aber noch ist er mit dem Erreichten nicht zufrieden: 'Der Weg des Erfolges geht nur über die Qualität, und das spürt der Mensch genau. Also muss man am Ball bleiben.'

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