Beim Versuch, seine beiden Kinder und eine Nichte vor dem Ertrinken im Meer zu retten, ist ein Ehepaar aus Memmingen auf den Seychellen ums Leben gekommen. Bei den Toten handelt es sich um niedergelassene Ärzte, die eine Gemeinschaftspraxis in Memmingen betreiben.
Der Mann war nach offiziellen Angaben 53 Jahre alt, seine Frau 48. Alle Kollegen seien 'sehr betroffen' über das Unglück, sagt der Vorsitzende des ärztlichen Kreisverbandes Memmingen-Mindelheim, Dr. Christoph Lichy.
Der berühmte Strand 'Anse Intendance' ist bekannt für seine Postkartenidylle: Dort ist der Sand puderweiß und fein, das Meer tiefblau und es gibt eindrucksvolle Granitfelsen. Für viele Urlauber gilt der Strand als der schönste auf den Seychellen. Vor allem in der Zeit des Südostmonsuns von Mai bis September gibt es dort häufig sehr hohe Wellen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Seychellen News Agency hatte das Ehepaar mit den Kindern von ihrem Ferienquartier aus einen Tagesausflug an den Strand unternommen. Der zehnjährige Sohn, seine zwei Jahre ältere Schwester und eine 17 Jahre alte Nichte des Ehepaars gingen ins Wasser. Als die Eltern beobachteten, dass die Kinder in den Wellen Schwierigkeiten bekamen, schwammen Vater und Mutter hinterher. Während die Kinder sich aber offensichtlich in Sicherheit bringen konnten, ertrank die Mutter.
Der Vater wurde schwerst verletzt ins Krankenhaus gebracht, wo er aber wenig später starb. Andere Badegäste hatten erfolglos versucht, dem Ehepaar zu Hilfe zu kommen. Vermutlich wurden beide durch die starke Strömung aufs Meer hinausgezogen.
Die Kinder wurden ärztlich untersucht. Sie sind - zumindest körperlich - unverletzt. Sie sollen inzwischen in Begleitung von Betreuern nach Deutschland zurückgereist sein. Beim Jugendamt der Stadt Memmingen ist der Fall bekannt. Die Kinder würden von Verwandten versorgt, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung.
Gefährliche Strömungen
Zum Unfallzeitpunkt warnten nach Angaben der Seychellen News Agency Schilder und rote Flaggen vor hohen Wellen und gefährlichen Strömungen. Die Familie war am 14. Mai auf die Seychellen geflogen und wollte am vergangenen Freitag nach Deutschland zurückkehren. Gestern hätten die Ärzte in ihrer Praxis für Neurologie und Nervenheilkunde wieder anderen Menschen helfen wollen. 'Aufgrund eines Trauerfalls sind wir telefonisch derzeit leider nicht erreichbar', sprach eine Praxis-Mitarbeiterin auf den Anrufbeantworter. Es werde 'von engagierten Kollegen Sorge getragen, dass die Praxis notfallmäßig besetzt ist und die Versorgung aller Patienten gesichert ist', sagte der Ärztliche-Kreisverbands-Vorsitzende Lichy.
Drei weitere deutsche Urlauber waren in der vergangenen Woche bei Unfällen an den Küsten Thailands und Israels ums Leben gekommen. In Israel ertrank eine 50-Jährige und ihr zehn Jahre älterer Ehemann. In Thailand kam eine 29-Jahre alte Frau ums Leben, als bei hohem Wellengang ein Boot kenterte. Mit ihr starben zwei weitere Urlauberinnen aus Großbritannien und China.