Nachgefragt Bei Musiklehrer Stephan Dollansky Im vergangenen Herbst starteten - wie an vielen Gymnasien in Bayern - auch in Kaufbeuren eine Streicherklasse am Jakob-Brucker-Gymnasium und eine Bläserklasse am Mariengymnaisum. Ob dies für ein musisches Gymnasium wie in Marktoberdorf eine Gefahr darstellt, wollten wir von Musiklehrer Stephan Dollansky wissen.
Wirkt sich das Angebot in den Nachbargymnasien bei den Schülerzahlen in Marktoberdorf aus?
Dollansky: An unserer Schule mit mehr als 1000 Schülern war kein Rückgang durch die Instrumentalklassen in Kaufbeuren spürbar. Zwischen Streicher- und Bläserklassen und einem musischen Gymnasium gibt es große Unterschiede.
Verbindung zur Praxis
Worin liegen diese Unterschied?
Dollansky: Das Konzept der Streicher- oder Bläserklasse sieht vor, dass sich die Schüler im normalen Musikunterricht die Theorie nahezu vollständig durch die Arbeit am Instrument aneignen und somit immer die Verbindung zur Praxis gegeben ist. Vermittelt wird dabei der normale Stoff des Lehrplans. Man muss sich das so vorstellen, dass jeder der 30 Schüler in den beiden Musikstunden immer wieder das Instrument verwendet.
Weiterer Unterschied zum normalen Musikunterricht ist, dass zur Musikstunde zwei Lehrer in die Klasse kommen. Im musischen Gymnasium findet der Instrumentalunterricht aber zusätzlich zur Musikstunde als Einzelunterricht statt. In der Streicherklasse ist es nicht unbedingt nötig, zusätzlich zuhause zu üben. Im musischen Gymnasium gibt es aber auch Noten für die Beherrschung des Instruments - das setzt auch Üben voraus.
Spenden für Instrumente
Dennoch bieten auch Sie im kommenden Jahr eine Streicherklasse an.
Dollansky: Im naturwissenschaftlich-technologischen Zweig unserer Schule schaffen wir dieses Angebot in der 5. Klasse. Dafür verwenden wir an der Schule vorhandene Instrumente, werden aber auch vom Landesverband der Liebhaberorchester durch Spenden für Instrumente unterstützt. Während viele Fünftklässler am musischen Gymnasium vorher bereits ein Instrument spielen, ist dies bei der Streicherklasse keine Voraussetzung. Vielleicht entdeckt man dabei dennoch das ein oder andere Talent.
Gibt es noch weitere Unterschiede zwischen den Konzepten?
Dollansky: Musische Bildung umfasst nicht nur die Musik, sondern dazu gehört auch der intensivere Kunstunterricht. Im Vergleich zu anderen Gymnasien verfügen wir über eine Vielzahl von Ensembles, in die die Schüler ihre Zeit investieren: In unseren drei Chören singen rund 270 Schüler, hinzu kommen rund 130 Musiker in Sinfonieorchester, Nachwuchsorchester und Bigband. Wenn wir Ende Juli das Musical "Kiss me Kate" im Modeon aufführen, werden daran rund 400 Schüler beteiligt sein. (vit)