Rettenbach/Ostallgäu (wu). - Dem Dekanat Kempten/Allgäu werden voraussichtlich sechs neue Stellen zugeteilt. Dies gab Martin Wilhelm, Präsident der Dekanatssynode, bei der zweitägigen Frühjahrstagung der evangelischen Dekanatssynode in Rettenbach bekannt. Eine Entscheidung hierüber fällt das Landeskirchenamt im Sommer. ,,Glauben leben im Alltag' - unter diesem Motto stand das Treffen. Das Ulmer Ehepaar, Hildegard Tillmanns-Schaupp und Dr. Klemens Schaupp referierte über Spiritualität und die Frage, wie sich Formen und Inhalte christlichen Lebens mit dem Alltag verbinden lassen. Zum Abschluss der Tagung verabschiedeten die rund 70 Teilnehmer eine Resolution zum Irak-Krieg. In der einstimmig gefassten Resolution zeigen sich die Pfarrerinnen, Pfarrer und Mitglieder der Kirchenvorstände der 26 Gemeinden des Dekanats Kempten besorgt über die Verletzungen der Menschenrechte und das Leid der Betroffenen (Zivilisten und Soldaten beider Seiten) im Irak-Krieg. Zudem fordern die Teilnehmer die Wiederherstellung der Rechtshoheit der Vereinten Nationen. An die Gemeinden appellierten sie, Friedensgebete und Mahnwachen fortzusetzen. Nach neuesten Berechnungen und dem Ergebnis einer Gemeindeerhebung werden dem Dekanat Kempten/Allgäu, das von Wasserburg am Bodensee bis Füssen und im Norden bis Kaufbeuren reicht, voraussichtlich sechs neue Stellen zugeteilt. Der Dekanatsausschuss habe ein Konzept als Basis für einen Verteilungsvorschlag erarbeitet, erläuterte Martin Wilhelm.
Demnach sollen die beiden Krankenhaus-Pfarrstellen in Kempten erhalten bleiben. Einen Schwerpunkt will das Dekanat beim Ausbau der Jugendarbeit und der Touristen-Seelsorge setzen. Sieben Gemeinden, bei denen es zwischen der Ist-Besetzung und dem Ergebnis der Erhebung eklatante Abweichungen gebe, sollen vorzugsweise von der Stellenmehrung profitieren, so Wilhelm. Der Vorschlag des Ausschusses für die Verteilung der neuen Stellen sieht jeweils eine 0,5-Stelle in der Öffentlichkeitsarbeit, in Kempten (Jugendarbeit), in Füssen sowie in der Markus- und der Christus-Kirche in Kempten vor. In Füssen (Schwerpunkt Jugendarbeit), Pfronten und Kaufbeuren (Jugendarbeit) soll jeweils eine neue Stelle geschaffen werden. Der Vorschlag wird nun in den Kirchenvorständen diskutiert. Im Juli legt der Dekanatsausschuss die Verteilung endgültig fest. Den Schwerpunkt der zwei Tage dauernden Synode bildeten die Referate und Übungen von Klemens Schaupp und Hildegard Tillmanns-Schaupp zum Thema ,,Spiritualität im Alltag'. Der Theologe und Psychotherapeut Schaupp versuchte, Spiritualität in Worte zu fassen. Sie sei, so Schaupp, die ,,persönliche Antwort auf das Wort Gottes' und könne auch als gelebte Spannung bezeichnet werden - als Spannung zwischen dem ,,Ideal-Ich' und einem ,,Real-Ich'. Laut Schaupp wurde die christliche Spiritualität oft nur auf der Ebene der Zielvorstellung (Ideal-Ich) angesiedelt, und nicht genügend auf der Ebene des Real-Ichs. So könne der Glaube nicht nur durch die Verwirklichung von Idealen, sondern genauso auch durch die Annahme von Wirklichkeiten gefunden werden. Zusammenfassend nannte Schaupp vier Leitbilder an denen sich die Teilnehmer orientieren können: Die Fähigkeit, sich von etwas begeistern zu lassen, das größer ist, als man selbst; im Augenblick zu leben; dem Glauben Gestalt geben und die Fähigkeit, durchsichtig zu sein in Hinblick auf Gott. Den Abschluss der Tagung bildete eine von Hildegard Tillmanns-Schaupp konzipierte Übung, in der durch ein Gruppen-Gespräch ein negatives Erlebnis zur geistlichen Erfahrung werden soll.