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Maulwurf liebt angezickte Barbie

Memmingen

Maulwurf liebt angezickte Barbie

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    Maulwurf liebt angezickte Barbie
    Maulwurf liebt angezickte Barbie Foto: antje sonnleitner

    Innerhalb kurzer Zeit hat er die Bühnen und das Internet erobert: Mit seinen skurrilen Handpuppen wurde der Puppenspieler, Sänger und Schauspieler René Marik 2008 beim Bonner Kabarett-Wettbewerb "Prix Pantheon" ausgezeichnet. Die Begründung: Er beschere "dem einst so depperten Kasperletheater ein großartig subversives Comeback". Mit seinem Maulwurf jedenfalls schuf Marik eine Kultfigur, die nicht nur das jüngere Publikum in der Memminger Stadthalle begeisterte.

    "Wir machen jetzt einfach von vorne los", schlägt der Berliner Comedian René Marik vor, nachdem seine erste Bühnenhandlung darin bestand, die Inhaber mittelreihiger Plätze in die ersten Reihen zu verschieben. Die Halle zu füllen vermochte sein schräges Handpuppenpersonal noch nicht - sein Engagement im Parterretheater im Künerhaus (PiK) hatte er kurzfristig zugunsten des großen Saals abgesagt hatte (wir berichteten).

    Als Darsteller seiner Miniatur-Dramen treten der berlinernde Plüscheisbär Kalle, eine angezickte Barbie und der schaurige "Darth Vader" auf - ja, sogar liebestolle "Lappen" (dargestellt durch weiße Putzlappen) schwingen sich auf zur Balz im ewigen Eis.

    Multimediale Liebestöter-Show

    All dies unter Regie des überheblichen Bühnen- und Selbstdarstellers Frosch Falkenhorst, der auch noch einen "mäßig begabten Kollegen" ankündigt, nämlich René Marik selbst. Immer wieder kommt der hinter seiner schwarzen Bretterkiste hervor, um das Thema des Abends, die Liebe, in nostalgisch-schnulzigen Lovesongs wie "Blue Velvet" mit unbeweglicher Mine vorzutragen. Den passenden Rahmen zur multimedialen Liebestöter-Show bildet die peinliche Pseudopoesie der Karma-Astrologin und Feng-Shui-Spezialistin Elsbeth Bellartz.

    Allzu "prollige" Schlagseite bekommt der Abend, als Marik als Hartz IV-Empfänger Kalle in die Ballermann-Kiste greift.

    Jede Menge pffffhhh-Töne

    Nach solchen Comedy-Einlagen freuen sich die Zuschauer hörbar, wenn der Star des Abends wieder aus der Versenkung der Puppenkiste kommt: Der blinde Maulwurf, "You-Tube"-Rekordhalter und Publikumsliebling, dessen naiv-kindliche Art in erfrischendem Kontrast zum klügelnden Kermit-Frosch steht. "Jemand ze Hage?" ("Jemand zu Hause?") - mit wild schnüffelnder Nase sucht der Maulwurf Kontakt zu über-erdischen Wesen. Und er hat auch jede Menge "plopp" und "pffffhhh"-Töne, die das Publikum begeistert nachahmt. Doch jegliche Kommunikation scheitert an "Maulwurfens" fatalem Sprachfehler und seiner Frustrationsintoleranz. "Rapante, Rapante, lassn Haate datte!" - dergestalt angeredet entscheidet sich seine Märchenprinzessin Barbie für den flotten Ken. Und wenn das verschmähte Plüschtier trauert, dann ist dem Zuschauer glatt zum Heulen zumute. "Tschüssn, Maulwurfn!"

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