Oberstaufenl elm / sam l 'Als ein Kind weinte, weil es diese Mathematik-Ausstellung verlassen musste, wusste ich: Wir haben's geschafft!' Seit 1994 macht Prof. Albrecht Beutelspacher sein angstbesetztes Fachgebiet mit einer Wanderausstellung populär, die in Oberstaufen Station macht und dort in der Montessori-Schule zu sehen ist. Der Erfinder kam selbst zur Eröffnung. Ob er an zehn Fingern das Neuner-Einmaleins idiotensicher vorführte, oder aus Möbius-Schleifen zwei Herzerl schnip- pelte - mit zirkusreifen Beispielen machte der Professor aus Gießen Mathematik zum spannend- spielerischen Spaß für alle. Mathematik müsse man 'von der Erfahrung her' angehen. Die Ausstellung jedenfalls verlasse man fröhlicher, als man sie betreten habe: 'Mathe macht glücklich!'
So kurzweilig wie der Einführungsvortrag ihres Gründers ist die Ausstellung: Da kann man sich über sich selbst im Spiegel wundern, in einer Riesenseifenblase stehen und beim Würfelspiel den Hintergrund von Zufallsergebnissen begreifen.
Die Staufner Schüler haben übrigens Freikarten - ein Dankeschön an die benachbarte Volksschule, deren Fachräume die Montessori-Schüler seit Jahren benutzen dürfen. 'Jetzt profitieren wir mal vom Angebot der Montessori-Schule', lobte denn bei der Eröffnung Bürgermeister Walter Grath, Schirmherr der Ausstellung, das Geben und Nehmen der Staufner Schulen: Ohnehin bewundere er das Engagement der Eltern im Trägerverein der Schule, die nur funktioniert, 'weil hier alle mit anpacken'. Auch ein sichtbares Zeichen guter Nachbarschaft: Der Eröffnungsvortrag fand in der Aula der Volksschule statt. Deren Rektor Ludwig Keller hatte 'ganz große Ohren' bekommen, als er von der Ausstellung hörte: Diese Art, trockenen Stoff zu veranschaulichen, sei 'genau das, was wir in der Schule brauchen.'
Die Ausstellung passt an die 'Monte', meint deren Leiter Frank Schumacher: 'Auch wir gehen beim Lernen vom konkreten Beispiel zum abstrakten Hintergrund.' Vielleicht deshalb hatte Beutelspacher sich zunächst gefragt: 'Was will eine Montessori-Schule überhaupt mit unserer Ausstellung? Die haben das doch gar nicht nötig' Auch das ist bei der Ausstellung zu sehen: Da führen Zweitklässler knifflige Divisonsaufgaben vor oder ziehen Wurzeln aus Zigtausendern. Wobei 'Mathe zum Anfassen' auch für die kleinen Mathematiker an der Monte-Schule Neues bietet: Viertklässlerin Lucie freut sich über Abwechslung: 'Die Knobelspiele sind toll, aber ich habe die schwierige Zweier-Pyramide leider noch nicht geschafft.' Laut Siebtklässler Michael 'wird das logische Denken gefordert, zum Beispiel beim Bau der Leonardo-Brücke.'
Michael Pfrenger, Mathematik- und Physiklehrer am Gymnasium Immenstadt, hat gleich den ersten Tag genutzt, um mit seiner sechsten Klasse herzukommen: Für ihn ein idealer Weg, das Interesse der Schüler an Mathematik zu wecken. 'Die Kinder sind fasziniert', sagt der Lehrer. 'Die Ausstellung passt prima an die Schule, weil hier nach dem gleichen Prinzip gelernt wird', meint sein Schüler Lukian: 'Außerdem macht's viel Spaß.'
'Mathematik zum Anfassen' ist bis 26. April täglich in der Montessori-Schule in Oberstaufen-Kalzhofen zu sehen. Mehr Informationen im Internet unter: