Von Franz Summerer, Kempten - Die Kemptener Maschinenfabrik (KMF), bisher Standort des Unternehmens AGCO-Fendt, wird zerlegt und teilweise verkauft. Ab 1. Januar 2003 übernimmt den Hydraulikbereich die Otto Nussbaum Gmb H, führender Hersteller von Autohebebühnen in Deutschland. Der Getriebebereich wird in die Fendt-Zentrale nach Marktoberdorf verlagert. Der Vertrieb von Gabelstaplern verbleibt in Kempten. Die Belegschaft zeigte sich gestern erleichtert darüber, dass ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben. Am Montag unterzeichneten AGCO-Fendt und Nussbaum den Vertrag, gestern gab die Firmenleitung den Verkauf bekannt. Damit wird ein vorläufiger Schlussstrich unter den Umstrukturierungs-Prozess des Marktoberdorfer Schlepperherstellers gezogen, der sich über ein Jahr hinzog. Eines der Ziele war dabei, die Getriebeproduktion als 'Kernkompetenz' in Marktoberdorf zu konzentrieren und die Fertigung von Hydraulik-Zylinder zu verkaufen. Das sei jetzt erreicht worden. Derzeit hat KMF noch 290 Mitarbeiter. Wie AGCO-Geschäftsführer Wilhelm Rehm erläuterte, seien keine betriebsbedingten Kündigungen vorgesehen.
So sollen ab August 25 Getriebe-Fertigungsmaschinen mit 100 bis 120 Beschäftigten nach Marktoberdorf umziehen. Von AGCO-Fendt verbleibt am Standort Kempten nur mehr als eigenständige Gmb H der Vertrieb von Gabelstaplern mit 30 Mitarbeitern. In einer eigenen Halle im östlichen Teil des KMF-Geländes werden rund 800 importierte Nissan-Stapler im Jahr für den deutschen Markt umgebaut. Der Umsatz beläuft sich auf 20 Millionen Euro. Den Traditionsbetrieb KMF gibt es seit 1954 in Kempten. Doch damit wäre es laut Rehm wohl vorbei gewesen, hätte nicht die Nussbaum Gmb H mit Sitz im Baden-Württembergischen Kehl-Bodersweier den Bereich Hydraulik gekauft. Nussbaum wird KMF als eigenständiges Tochterunternehmen führen und 110 Mitarbeiter plus 14 Auszubildende übernehmen. Basis und Standortsicherung für KMF ist ein zunächst fünfjähriger Liefervertrag zwischen AGCO und Nussbaum für Hydraulik-Zylindern. Demnach wird KMF 110000 Zylinder pro Jahr für AGCO liefern. Wie Seniorchef Hans Nussbaum und sein Sohn Steffen erklärten, soll es dabei aber nicht bleiben: 'Wir wollen KMF zu einem Kompetenzzentrum in Sachen Hydraulik ausbauen.' Den Verkauf habe die Belegschaft mit Erleichterung aufgenommen, bestätigte gestern Betriebsrats-Vorsitzender Meinolf Jürgens. Schließlich hätten die Beschäftigten lange um ihre Arbeitsplätze bangen müssen. Dafür nehmen sie in Kauf, statt 35 künftig 39 Wochenstunden für den gleichen Lohn zu arbeiten. Schließlich müssten sie dann auch nicht jeden Tag nach Marktoberdorf fahren.