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Marinesoldat ist Chef am Alpenrand

Kempten

Marinesoldat ist Chef am Alpenrand

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    Marinesoldat ist Chef  am Alpenrand
    Marinesoldat ist Chef am Alpenrand Foto: ralf lienert

    Heeressoldaten sind in Kempten seit Jahrzehnten ein gewohnter Anblick. Ausgerechnet der ranghöchste Offizier am Standort trägt dagegen die dunkelblaue Uniform der Marine. Flottenarzt Dr.Frank Bertling leitet das Fachsanitätszentrum am Haubensteigweg. Der Mann mit den preußischen Wurzeln fühlt sich im Allgäu "sauwohl" - auch wenn er vom Meer weit weg ist.

    Rund 90 Soldaten befehligt der 55-Jährige seit 2007. Außenstellen in Sonthofen und Füssen gehören zum "FachSanZ". Dazu kommen knapp 20 zivile Angestellte. Zahnarzt, Internist, Dermatologe, Augenarzt, Orthopäde und Betriebsarzt unterstützen den Allgemeinmediziner bei der Versorgung der Soldaten. Die nächsten vergleichbaren Einrichtungen gibt es in Sigmaringen und München.

    Der Sanitätsdienst der Bundeswehr ist seit 2001 zentralisiert - bis dahin hatte jede Teilstreitkraft ihre eigene medizinische Versorgung. Mittlerweile aber kümmern sich Heeres-, Luftwaffen- und Marineärzte Schulterklappe an Schulterklappe um ihre Patienten.

    Zuletzt hat Bertling ein Zusatzstudium in Katastrophenmedizin absolviert. Klar, dass der Experte auch mit den entsprechenden Stellen der Stadt in Kontakt steht. Schon allein, um zu wissen, wer im Ernstfall was leisten kann. "Wenn Hochwasser die Straßen blockiert, können wir hochbeinige Fahrzeuge stellen, die trotzdem durchkommen", nennt Bertling ein Beispiel.

    Noch vakant ist die Stelle eines Psychiaters im Fachsanitätszentrum. Das sogenannte posttraumatische Stress-Syndrom sei dabei nur ein Teil der Behandlungen. Es kann bei Soldaten nach aufreibenden Einsätzen auftreten. Mancher Afghanistan-Kämpfer kann das Erlebte nicht einfach wegstecken.

    "Auf Befehl in kritischen Situationen in einem anderen Kulturkreis, wo unsere Regeln nicht unbedingt gelten - das ist nicht einfach", erklärt Bertling. Rückkehrer-Seminare seien deswegen mittlerweile Pflicht für Soldaten, die länger im Auslandseinsatz waren. Wie in der zivilen Bevölkerung gebe es dazu auch unter Soldaten die ganze Bandbreite psychischer Erkrankungen.

    Und wie stellt sich Bertling seine Zukunft vor? "Jedenfalls im Allgäu", betont er. Bis seine Frau nachzieht, muss er sich aber noch etwas gedulden. Die jüngste von drei Töchtern besucht derzeit die zwölfte Klasse eines Gymnasiums in Nordrheinwestfalen. Sie soll erst dort ihren Abschluss machen. Danach aber will der Mariner - wenn es irgend geht - in der Nähe der Berge bleiben.

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