Welchen Bildungs-Typus beherbergte das immer noch imposante Bauwerk unterhalb des Kalvarienbergs in Immenstadt nicht schon alles! Bestehend aus einer Architektur-Mischung von Gründerzeit und Jugendstil, nachgebessert und modernisiert in Jahrzehnten, darf die jetzige Mädchenrealschule Maria Stern am morgigen Freitag ihr 100-jähriges Bestehen feiern.
In ihrer wechselvollen Geschichte fungierte die inzwischen ehrwürdige Bildungsstätte unter der Obhut von Ordensschwestern im franziskanischen Geiste mal als Mädchenanstalt für Handarbeit, Klavier, Gesang nebst Französisch und damit gewissermaßen als Lernstätte höherer Töchter. Mal war dem "Institut Maria Stern" des Frauenklosters aus Augsburg ein Internat beigefügt. Mal firmierte die von christlichen Grundsätzen geprägte Bildungseinrichtung als Mittelschule für junge Damen. Zeitweise wurden am Kalvarienberg auch angehende Lehrerinnen ausgebildet. Seit 1995, nachdem "Maria Stern" vom Orden in die Trägerschaft des Schulwerks der Diözese Augsburg übergeführt wurde, geleitet die staatlich anerkannte Privatschule, eingebettet ins bayerische Kultussystem, Sechst- bis Zehntklässlerinnen zum ersehnten Realschul-Abschluss. Derzeit sind es 519 Schülerinnen.
Festgottesdienst zum Auftakt
Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger ist deshalb einer der wichtigsten Handelnden, wenn morgen mit einem Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche und anschließendem Festakt in der Schule der runde Geburtstag gefeiert wird. Der Ruf der Schule ist auch mit anderen Namen verknüpft. Selbst wenn heute die allermeisten der 41 Lehrer unter Leitung des weltlichen Rektors Franz Gschwender nicht mehr einen kirchlichen, sondern einen rein pädagogischen Hintergrund haben, ist die Erinnerung an Schwester Hilaria Nikol noch lebendig. 36 Jahre lang von 1946 bis 1982 prägte sie als Leiterin das Schulleben, das morgens mit einer Andacht begann.
Und da ist auch Schwester Wuna zu nennen, die 60 Jahre lang die Schulküche dominierte und stets eine offene Tür hatte, nicht nur in der Zeit ihrer legendären Weihnachtsplätzchen. Darin reiht sich weiter Rektor Reinhold Schäffler als erster weltlicher Schulleiter (von 1982 bis 2001) ein.
Ihre bitterste Stunde erlebten die Ordensfrauen, als sie 1939 Immenstadt verlassen mussten, weil es das NS-Regime so verlangte. Doch die seit 1881 in verschiedenster Weise in der örtlichen Erziehungsarbeit engagierten frommen Frauen durften 1945 zurückkehren, um in der zum Kriegslazarett umfunktionierten Schule aufzuräumen und danach erneut zu unterrichten.