'Junge Menschen müssen wegziehen' Memmingen-Dickenreishausen (ver). 'Junge Menschen, die ein Haus bauen wollen, müssen wegziehen, weil sie hier im Dorf keine Bauplätze bekommen': Dies beklagte Johann Brader, Vorsitzender des Dickenreishausener Bürgerausschusses, beim Leserstammtisch unserer Zeitung. Rund 30 Interessierte waren ins Gasthaus Rössle gekommen, um ihre Anliegen und Sorgen im Gespräch mit Vertretern der MZ und Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger zu äußern.
Brader sprach den Mangel an Bauplätzen an, der beherrschendes Thema des Abends war. 'In den letzten 20 Jahren ist in Dickenreishausen nur wenig beziehungsweise gar nichts passiert in Sachen Weiterentwicklung', kritisierte er. So sei es aufgrund fehlender Bauplätze nicht gelungen, die nachwachsende Generation im Dorf zu halten. Dies führt laut Brader dazu, dass in den Vereinen und beim ehrenamtlichen Engagement 'größte Probleme mit dem Nachwuchs' bestehen. Thomas Zauzig, Vorsitzender des SV Dickenreishausen, klagte etwa darüber, dass es schwierig ist, ehrenamtliche Trainer zu finden, 'weil das die Generation ist, die weggezogen ist'. Es sei wichtig, dass der Ort weiter wachse, damit man das 'funktionierende soziale Netz' erhalten könne.
In der Folge wurde über zwei Gebiete diskutiert, das Areal 'Hinter den Gärten' im Süden und ein weiteres Gebiet im Norden, Richtung Hart. Die nördlichen Grundstücke des Gebiets 'Am Ziegelstadel' befänden sich im Besitz der Stadt, auch existierten hier Pläne für eine Bebauung, so Holzinger. Eine Bürgerbefragung vor einigen Jahren ergab aber laut Brader, dass die große Mehrheit der Bevölkerung das Gebiet im Süden für eine Bebauung bevorzuge.
Holzinger wandte ein, dass es hier seitens der Anlieger Einwände gegen eine Bebauung gebe. Zudem sei diese im Bereich 'Hinter den Gärten' aus Landschaftsschutz-Gründen schwieriger. Dabei gehe es um die Abgrenzung zwischen Bebauung und Natur.
Der Hauptgrund, warum sich eine Ausweisung weiterer Baugrundstücke bislang verzögert habe, stellten aber verschärfte Bestimmungen zur Abwasserbeseitigung dar. So sei es notwendig, den Kanal im Dorf zu modernisieren, bevor man in Sachen Bebauung weitere Schritte unternehmen könne. Die Kosten für die Modernisierung der Abwasserentsorgung belaufen sich Holzinger zufolge auf rund vier Millionen Euro. Die Stadt werde deshalb in Schritten vorgehen: 'Eine vernünftige bauliche Entwicklung von Dickenreishausen zu blockieren, ist in keinster Weise die Absicht der Stadt.'
'An der Wertstoff-Insel schaut's immer verheerend aus', sagte Herbert Wiblishauser. Der Müll liege überall herum. Er schlug vor, den Bereich um die Container mit einer Hecke einzufassen. Er kenne das Problem, dass Müll wild abgelegt werde, sagte Holzinger, gab aber zu bedenken: 'Eine Wertstoffinsel sollte im Blick der Öffentlichkeit sein, damit nicht noch mehr Dreck gemacht wird.'
Johann Link fragte nach, 'ob eine eigenständige Müllentsorgung mit Wertstoffcontainern für Memmingen überhaupt sinnvoll ist'. So zahlten die Bürger der Landgemeinden wesentlich niedrigere Müllgebühren als die Memminger, luden ihren Müll aber an den städtischen Wertstoffinseln ab, da diese frei zugänglich seien. Holzinger sagte, er könne hierzu keine Lösung anbieten. Wolle man dies ändern, bedeute dies einen 'totalen Systemwandel' mit all seinen Folgen. 'Da habe ich Bedenken', so das Stadtoberhaupt. Zudem habe sich das bestehende System 'vom Prinzip her bewährt'.
Ob es möglich sei, den Verkehr in der Oberdorfstraße besser zu regulieren, wollte Josefine Müller wissen. 'Auf der Straße wird viel zu schnell gefahren', sagte sie. Der Oberbürgermeister versprach, dies an das Straßenverkehrsamt weiterzugeben.
Im zweiten Teil stellten die Anwesenden Fragen zur Zeitung. Unter anderem wurde ein noch größerer Lokalteil gewünscht. Zudem gab es Lob für die Pünktlichkeit der Zusteller.