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"Manchmal war ich meiner Zeit voraus"

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"Manchmal war ich meiner Zeit voraus"

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    Burgberg/Allgäu | elm | In Ruhestand geht er nicht: "Ich werde mich weiter engagieren", sagt Alfons Zeller. "Aber ich muss mir ein Stück Gelassenheit zurückholen." Die hat gelitten in den vergangenen Jahren, gerade heuer, als der 63-jährige Landtagsabgeordnete enttäuscht von Parteikollegen den Bettel hinwarf und die Nominierungsversammlung der schwäbischen CSU mit seinem Rücktritt überraschte.

    Ende einer 30-jährigen Landtagskarriere des Bauernsohns, Bankkaufmanns und Betriebswirts aus Burgberg im Oberallgäu: Von Strauß berufen, erlebte er drei Ministerpräsidenten als Kabinettsmitglied, als Staatssekretär im Wirtschafts-, später im Finanzministerium. Dass er 1998 nach zehn Jahren im Kabinett gehen musste, hat weh getan: "Aber so was muss man aushalten."

    Was ihn am meisten ärgert? "Dass ich manchmal mit meinen Ideen meiner Zeit voraus war und dann keinen Widerhall fand", sagt Zeller: Für die vierspurige B19 - heute im Bau - kämpfte er hartnäckig und lange alleine, harten Anfeindungen ausgesetzt. Für den Ausbau der Neigetechnik im Allgäu hatte er sich früh ins Zeug gelegt. Beschneiung der Skigebiete - heute selbstverständlich - forderte Zeller schon zu Zeiten, als es im Kabinett noch keine Mehrheiten dafür gab.

    Auch den Neu- und Ausbau der "Muva" zu einem milchwirtschaftlichen Laborzentrum mit wissenschaftlicher Orientierung hatte er früh postuliert. Erfolge gab es etliche: Den Erhalt des Amtsgerichts Sonthofen schreibt sich Zeller ebenso mit auf die Fahne wie den Allgäu Airport Memmingen: "Gäbs den Flugplatz ohne mich?" Dass das Allgäu in Bayern einen Namen habe, trage auch seine Handschrift. Unter Zellers Führung gelang es, den Tourismusverband Allgäu/Schwaben in zwei Zielgebiete zu formieren.

    Verantwortung abzugeben, ist ihm selten leicht gefallen: Dass er seit 2005 nicht mehr CSU-Bezirksvorsitzender ist, habe "dem Allgäu jedenfalls nicht genutzt", bemerkt er heute. Als gradlinig galt er immer, vielen auch als Dickschädel.

    "Um deutliche Worte gegenüber dem Ministerpräsidenten hat er sich nie gedrückt - wo andere aus Angst um ihr politisches Fortkommen schwiegen", wurde ihm 2005 zum 60. Geburtstag attestiert.

    Vielfältige Verdienste spricht ihm keiner ab. Aber leicht gemacht hat ihm gerade die eigene Partei das Leben nicht. Vielleicht, weil er in die Bildung von Hausmachten nie Energie gesteckt hatte. Bei Nominierungen hat er das spüren müssen. 2003, als er die Direktkandidatur im Stimmkreis Lindau-Sonthofen an Eberhard Rotter abgeben musste. Und heuer im April, als er bei der Empfehlung für die Landtagsliste zugunsten Josef Zengerles abserviert wurde. Der Ärger steckt tief: Von "Hinterhältigkeit" sprach Zeller damals offen. Jetzt, vor der Wahl, sagt er nicht viel dazu.

    Überwiegt der Groll gegen die Kollegen oder die Solidarität mit der Partei? "Die ist sehr hoch", stellt Zeller trocken fest: "Ich hab der Partei viel zu verdanken".

    Politisch aktiv bleibt er als Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Bergbauernfragen. Sich für die Alpwirtschaft einzusetzen, mache "einfach auch Spaß: Da hast dus mit bodenständigen, ehrlichen Leuten zu tun". Für drei Jahre wiedergewählt ist Zeller auch beim Tourismusverband, den er seit 1996 führt. Das sei wegen der vielfältigen Interessenlagen freilich "etwas schwieriger".

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