Vorschlagsliste 'Natura 2000': Kreis-Bürgermeister fordern Korrekturen Oberallgäu/Kempten (uw). Nicht alle vom Umweltministerium vorgeschlagenen Flächen für den europäischen Biotop-Verbund 'Natura 2000' finden im Oberallgäu Zustimmung. Das gilt etwa für Bereiche, in denen sich Skigebiete und Lifte finden. Die Flächen müssen aus der Vorschlagsliste verschwinden, fordert Landrat Gebhard Kaiser: 'Da gibt\'s kein Pardon.' Leichter hat es da Kempten: Kein einziger Quadratmeter des Stadtgebietes ist in der Vorschlagsliste enthalten.
Bürger und Gemeinden können bis zum 26. Mai Anregungen oder Bedenken äußern und neue Gebiete vorschlagen. Die Karten dazu liegen in den Rathäusern aus. Gottfried Mayrock vom Landratsamt appelliert, Anregungen möglichst schon im März zu geben. Die auszufüllenden Formulare seien keine Schikane, sondern einziger Weg, die Bürgermeinung schnell geltend zu machen. Letztlich entscheidet allerdings die Europäische Kommission. Und die hat nicht nur Vorschläge, sondern auch sogenannte Schattenlisten, zum Beispiel vom Bund Naturschutz.
Die Oberallgäuer Bürgermeister, die die Karten mit den Ministeriumsvorschlägen erst vor wenigen Tagen erhielten, steigen nun in die Prüfung ein. Nach einer ersten Besprechung im Landratsamt ist laut Kaiser schon jetzt klar: 'Es gibt Gebiete, die kein Thema sind.' Zum Beispiel in Oberstaufen. Bürgermeister Walter Grath: 'Nicht alle Vorschläge sind nachvollziehbar.' Er bemängelt, dass der obere Teil des Hochgrats trotz Hütten, Liften und Pisten komplett in der Vorschlagsliste enthalten sei, freie Nachbarflächen aber nicht. Entsprechend will Grath Verschiebungen, damit sich Liftbetriebe auch künftig entwickeln können. Gleiches gilt für das Areal der Verwaltungsgemeinschaft Hörnergruppe.
Neue Flächen vorschlagen
Andererseits wollen Bürgermeister auch neue Flächen vorschlagen. Dazu könnten Moorgebiete auf Wildpoldsrieder Flur und der Kürnacher Wald zählen. Besonders große Schutzgebiete haben Oberstdorf und Oberstaufen, allerdings mit einem großen Unterschied: In Oberstaufen handelt es sich laut Grath um neue Gebiete, die zusammen geschätzt knapp ein Sechstel der Gemeindefläche ausmachen.
In Oberstdorf sind es dagegen großteils bestehende Schutzgebiete. Das gilt auch für den Landkreis. Die insgesamt 21 Schutzgebiete (Gesamtfläche 37 704 Hektar) liegen ganz oder teilweise im Oberallgäu. Doch davon wurden der EU rund 60 Prozent längst gemeldet. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um den Hochalpenbereich, sagt Mayrock.
Fällt ein Gebiet wirklich unter die 'Natura 2000', darf sein Wert durch keine neuen Eingriffe oder Nutzungen verschlechtert werden. Laut Mayrock wird damit allerdings nicht die bisherige Nutzung, zum Beispiel von Land- und Forstwirtschaft, beschnitten. Einschränkungen und Verbesserungsmaßnahmen gebe es nur auf Staatsflächen oder auf freiwilliger Basis, gegen Bezahlung. Dazu können Mittel aus bestehenden Förderprogrammen fließen. Selbst neue Vorhaben sind auf 'Natura 2000'-Flächen nicht prinzipiell unmöglich. Die Behörden prüfen vielmehr konkret, ob ein Projekt ein Gebiet gefährdet oder nicht.