Frauenversteher haben es nicht unbedingt leichter im Leben. Diese Erfahrung muss der Schauspieler Raûl Gonzales (44) machen. Er hat mittlerweile über 500 Mal den Caveman gegeben - ein Stück, in dem es um das nicht immer einfache Miteinander zwischen Männern und Frauen geht. Andreas Ellinger sprach mit ihm über den Anspruch eines Solostückes, das Leben auf Tournee und die Schwierigkeiten, Frauen kennenzulernen.
Herr Gonzales, Sie haben über 500 Mal die Rolle des "Tom" im Stück Caveman gespielt. Wird man zum Frauenversteher, wenn man sich allabendlich mit den weiblichen Gedankengängen befasst?
Gonzales: Natürlich sehe ich jetzt viele Dinge anders und kann die Frauen mit ihren Ängsten und Wünschen besser verstehen. Das hilft mir im Zusammenleben mit meiner Freundin. Doch im Alltag eines Schauspielers bringt mich dieses Wissen nur bedingt weiter.
Wie meinen Sie das?
Gonzales: Ich glaube, manche Frauen haben Angst vor mir. So nach dem Motto: Der versteht uns, dem können wir gar nichts vorspielen. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass sie vor mit flüchten, wenn sie mich erkennen. Dadurch wird das Leben auf Tournee noch ein wenig einsamer.
Und das gilt nicht für das, was Sie jetzt denken, schließlich lebe ich in einer Partnerschaft. Als Caveman-Darsteller ist man immer allein unterwegs. Ich habe nicht mal einen Techniker dabei. In einem großen Ensemble kann man sich nach der Aufführung noch auf ein Bier treffen und hat eigentlich immer jemanden in der Nähe, um sich über Dinge zu unterhalten, die einem durch den Kopf gehen.
Zum Ausgleich können Sie auf der Bühne machen, was Sie wollen und müssen auf niemanden Rücksicht nehmen.
Gonzales: Es ist aber auch niemand da, der mich unterstützt, wenn ich mal einen Hänger habe. Da muss ich immer hundertprozentig motiviert auf die Bühne gehen, damit ich das Publikum mitreißen kann. Und es gibt auch ganz praktische Einschränkungen für diejenigen, die alleine auf der Bühne stehen.
Zum Beispiel?
Gonzales: Na ja, ich kann beispielsweise nicht zwischendurch zum Pinkeln gehen. Und vor der Aufführung etwas zu essen, bei dem die Gefahr besteht, dass ich möglicherweise aufstoßen muss, geht natürlich auch nicht. In einem Ensemble gibt es immer kleine Rückzugsmöglichkeiten für die Einzelnen. Die können sich auch gegenseitig mit einem Stichwort helfen, wenn das Textgedächtnis kurzzeitig versagt. Nur das mit dem Durst ist kein Problem für mich, schließlich habe ich ja meine Wodkaflasche. Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Flasche ist natürlich mit Wasser gefüllt.
Das Stück Caveman in der Inszenierung von Esther Schweins ist vom 7. bis 13. Juli allabendlich in der Kultbox in Kempten zu sehen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Karten im Vorverkauf in den Service-Centern unserer Zeitung und unter Telefon 01805/132 132.