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Man sah schon, dass er sehr fähig war

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Man sah schon, dass er sehr fähig war

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    Krankenschwester Hiltrud Zach hat mit Nobelpreisträger Günter Blobel gearbeitet Obergünzburg (hku). Die Obergünzburger Krankenschwester Hiltrud Zach hatte 'schon immer das Gefühl, dass aus dem Doktor Blobel mal ein ganz Großer wird'. Sie sollte Recht behalten: Günter Blobel erhält für seine bahnbrechenden Zellforschungen den Medizin-Nobelpreis (wir berichteten). Hiltrud Zach arbeitete mit ihm zusammen, als der Medizinal-Assistent im Jahre 1961 acht Monate seiner Ausbildung in der Obergünzburger Klinik verbrachte. 'Man sah schon damals, dass er sehr fähig ist', erzählt die Ostallgäuerin. 'Auffällig wissenschaftlich orientiert' heisst es im Zeugnis, das der Nobelpreisträger in Obergünzburg bekam.

    Hiltrud Zach, die 1998 nach 38 Jahren am Obergünzburger Krankenhaus pensioniert wurde, schwärmt geradezu von Blobel, der aus der Hamburger Gegend ins Allgäu gekomen war. 'Sehr fröhlich, naturverbunden und menschlich', beschreibt sie den damals 25-Jährigen. Da er an einem Betriebsausflug nicht habe teilnehmen können, hätten die Schwestern 'aus Solidarität' zu ihm eine Ersatz-Fahrt organisiert. Blobel als Hahn im Korb. Der junge Medizinal-Assistent sei ein 'fescher Kerl' gewesen, der den 'ledigen Krankenschwestern gefallen hat', erzählt Annelies Mogl lachend. Ihr Mann Rudolf war früher Chirurgie-Chefarzt in Obergünzburg.'Wie eine große Familie'

    Die Mitarbeiter der Klinik, erinnert sich Dr. Mogl, seien Anfang der 60er Jahre 'eine große Familie gewesen'. Nach dem Dienst habe man sich häufig privat getroffen. 'Wir haben Musik gehört und sehr interessante Gespräche geführt', erzählt Hiltrud Zach. Mittendrin der heutige Nobelpreisträger. Auch als Roulette gespielt wurde (Zach: 'Wir haben aber kein Geld gesetzt'), war Blobel dabei.

    Dr. Hermann Hofer, heute leitender Unfallchirurg am Krankenhaus in Ottobeuren, absolvierte zu jener Zeit mehrere Praktika in Obergünzburg. Blobel hat er als 'sehr kontaktfreudig' in Erinnerung. 'Wir haben zusammen Wanderungen und Spaziergänge gemacht.' Von all diesen Aktivitäten hat Hiltrud Zach einst Fotos geschossen. Auf die Bilder, die den frischgekürten Nobelpreisträger in jungen Jahren zeigen, ist sie natürlich besonders stolz.

    Doch Blobel war nicht nur gesellig, sondern auch ehrgeizig. 'Zusammenhänge von Krankheiten zu erforschen' habe ihn schon in Obergünzburg sehr interessiert, hat Dr. Rudolf Mogl dem Zeugnis entnommen, das Blobel im Ostallgäu bekam. 'In ihm steckte ein großes medizinisches Potential', erzählt der frühere Chefarzt. Als Blobel dann nach Amerika ging, verloren ihn die Obergünzburger Weggefährten aus den Augen.

    'Ich habe den Arzt nie vergessen und immer darauf gewartet, dass in der Zeitung über ihn als erfolgreichen Mediziner berichtet wird', ist Hiltrud Zachs Wunsch in Erfüllung gegangen. Ebenso wie die Mogls will sie Blobel schreiben. 'Er bekommt sicher Post aus der ganzen Welt. Aber über die Briefe aus Obergünzburg wird er sich vielleicht besonders freuen', hofft der heute 83-jährige Rodolf Mogl.

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