Heising (sdo). - Das Klischee vom einsamen Computerfreak stimmt nicht. Jedenfalls sagt das Michael Dill. Der 23-jährige Student aus Dietmannsried ist der Meinung, dass Computerspielen wie Sport ist. Ein Wettbewerb. Spaß. Besonders, wenn man sich mit Freunden zum Spielen - oder: 'Netzwerken' - trifft. Und das haben am Wochenende Jugendliche im Saal des Heisinger 'Birkenmoos' bei einer 'Netzwerk-Party' (Freaks sprechen von 'LAN'-Partys) gemacht. Von Freitag Mittag um 14 Uhr bis Sonntag Mittag haben sie gegen- und miteinander Computer gespielt. Die meisten 48 Stunden ohne Pause. Chips und Cola immer griffbereit. Freitag, 16.43 Uhr. Es ist leise in dem großen Saal der Gaststätte. Alle Jalousien sind herunter gelassen, die Vorhänge zugezogen. Das einzige Licht wird von etwa 60 Computer-Bildschirmen ausgestrahlt, die auf mehreren langen Tischreihen nebeneinander stehen. Vor jedem sitzt ein Jugendlicher, der einen Kopfhörer über seine Ohren gestülpt hat und mit einer Hand auf die Tastatur einhackt, während die andere eine Computermaus steuert. Gespielt wird hauptsächlich das Kampfspiel 'Counterstrike'.
Bis zu 200 Teilnehmer Später sollen es bis zu 200 PCs werden, sagt Christian Lautenbacher. Der 19-Jährige hat die Netzwerk-Party zusammen mit einer Kemptener Computerfirma organisiert. Rund 150 Anmeldungen sind im Vorfeld eingegangen, zur 'Abendkasse' werden nach seiner Schätzung noch einmal 50 Jugendliche kommen und 20 Euro Eintritt bezahlen. 'Es haben sich sogar welche aus Berlin angemeldet', sagt er. Was die Begeisterung ausmacht? 'Ich persönlich weiß das auch nicht. Ich spiele nicht. Man muss wahrscheinlich schon ein bisschen verrückt sein.' 'Es ist einfach der Reiz, zusammen mit Freunden zu spielen und nicht allein daheim vor seinem Computer zu sitzen', versucht Michael Dill zu erklären, während er auf seinen Bildschirm starrt. Man spiele nicht gegen den Computer, sondern mit Menschen. Auch wenn jeder vor seinem eigenen Schirm sitzt - das Gemeinschaftserlebnis sei da, wenn man 'gemeinsam leiden und sich gemeinsam freuen kann'. Ein ganzes Wochenende lang, 48 Stunden. Denn die Pausen sind kurz bei den LAN-Partys, gegessen und geschlafen wird selten, auch wenn dafür extra ein Raum zur Verfügung steht. 'Mir fällt nichts ein, bei dem die Zeit genauso schnell vergeht wie beim Netzwerken', sagt der 23-Jährige. Wenn er vor zwei oder drei Jahren mit seinen Freunden und sämtlichen Rechnern nach München zum Netzwerken gefahren ist, hätten sie jedes Mal ohne Schlaf durchgemacht. Dieses Mal wird er allerdings zwischendurch nach Hause fahren, um für 'drei oder vier Stunden zu schlafen', sagt Michael Dill - und konzentriert sich dann wieder ganz auf sein Spiel.