"Sind Sie jetzt eine Frau oder ein Mann? Haben Sie einen Ausbildung? Wo ist ihr Kollege?" Sprüche dieser Art kennt Susa Bobke. Sie hört sie von Männern, die ihre - nennen wir es schmeichelhaft - Verwunderung über eine Kfz-Mechanikerin nicht verbergen können.
Seit 1993 arbeitet die Mechanikermeisterin aus Maierhöfen (Westallgäu) als ADAC-Pannenhelferin. Sie ist einer von fünf weiblichen Gelben Engeln im Allgäu. Wie sie dazu wurde und was sie auf in ihrem Einsatzgebiet vom Bodensee über Memmingen bis nach Füssen und Oberstdorf Kurioses erlebte, hat sie jetzt in einem Buch festgehalten. Titel: "Männer sind anders. Autos auch. Meine Erlebnisse als Gelber Engel". "Es geht mir dabei nicht ums Reparieren der Autos, sondern um die Menschen", sagt sie.
So erzählt sie etwa von dem Ingenieur, der seinen Werkstattmeister über Handy anbrüllt, während sie mit seiner Frau das Auto repariert. Kurios ist auch der Terrier, der mit den Pfoten das Pkw-Licht anknipst. Die Folge: eine leere Batterie. Sie begegnet einem älteren Mann. Der Motor seines Pkw ist heiß gelaufen.
Er hat es nicht bemerkt, weil ihm endlos viele Plüschtiere die Sicht auf die Kühlwasseranzeige versperren. Bevor er sie wegräumt, spricht er mit ihnen. Einen anderen Fahrer beunruhigt etwas Flüssiges unter seinem Auto. Kondenswasser von der Klimaanlage schließt er aus. Schließlich besitze er keine, ist er falsch informiert. Und dann ist da der Einsatz mit der amerikanischen Limousine, nachts, im Industriegebiet, der sich wie aus einem Mafiaroman liest. "Da habe ich mir nur gedacht, mach deine Arbeit und schau ja nicht in den Kofferraum", erzählt die 45-Jährige und lacht.
Ihr Humor spiegelt sich auch in ihrem Buch. Mit Witz schildert sie ihre Erlebnisse auf der Straße und als Frau in einem Männerberuf. "Ich wollte schon als Kind Mechanikerin werden", sagt sie. "Aber 1975 gab es wenig Interesse, ein Mädchen einzustellen. Es hieß nur, es gebe keine Sanitärräume oder die Arbeit sei zu schwer." Dabei seien kleine Hände bei vielen Arbeiten im Auto von Vorteil, schreibt sie.
Zufällig in die Werkstatt
Susa Bobke jedoch sollte auf ihre Chance im Kfz-Gewerbe warten müssen: Sie zog zunächst nach dem Abitur von der Nordsee nach München. "Dort bin ich Taxi gefahren und habe erst Jura, dann Germanistik und ein bisschen Kunstgeschichte studiert. Das war eine schöne Zeit, aber ich hatte kein Berufsziel", sagt sie. Schließlich landete sie zufällig in einer Autowerkstatt, die schwer vermittelbare Jugendliche ausbildete.
"Hier lernten Flüchtlinge, Ausbildungsabbrecher, ehemalige Drogenabhängige, Vorbestrafte - als Frau mit ungewöhnlichem Berufswunsch gehörte ich zur Zielgruppe", schreibt Susa Bobke. Nach erfolgreicher Meisterprüfung kam sie zum ADAC - "rückblickend ein Traumjob", sagt sie. Schichtarbeit und bis zu 400 Kilometer Autofahren am Tag stören sie nur selten.
Mittlerweile läuft es sogar mit den Männern besser. "Sie schauen zwar immer noch oft skeptisch und stellen alles in Frage, aber es ist nicht mehr so schlimm wie früher", berichtet sie und erklärt sich das so: "Das Auto ist nicht mehr die Domäne der Männer allein, weil mittlerweile so viel Elektronik drin ist, dass man eh kaum noch etwas selber machen kann."
Das Buch "Männer sind anders. Autos auch. Meine Erlebnisse als Gelber Engel" umfasst rund 250 Seiten und ist im Knaur Taschenbuchverlag erschienen.